Die Kita-Krise in Stuttgart verschärft sich weiter. Rund 1000 Kinder ab vier Jahren haben derzeit keinen Betreuungsplatz in der Landeshauptstadt. Bei den unter Dreijährigen sieht die Situation noch dramatischer aus: Hier warten etwa 3500 Kinder auf einen Platz. Die Stadt hat diese alarmierenden Zahlen gestern im Sozialausschuss präsentiert.
Die Hauptursache für den eklatanten Mangel: Es fehlt an qualifiziertem Personal. Etwa 800 Stellen in Stuttgarter Kitas sind unbesetzt. «Wir stehen vor einer enormen Herausforderung», erklärt Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann. «Trotz unserer Bemühungen, die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten, fehlen uns schlicht die Fachkräfte.»
Als ich gestern mit betroffenen Eltern vor einer Kita in Stuttgart-West sprach, wurde die Verzweiflung greifbar. «Ich muss meinen Wiedereinstieg ins Berufsleben verschieben, weil wir keinen Platz bekommen», berichtet Mutter Melanie K. Ein Problem, das ich in meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin immer wieder beobachte: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheitert oft an fehlender Infrastruktur.
Die Stadt arbeitet an mehreren Lösungsansätzen. Zum einen sollen mehr Quereinsteiger für den Erzieherberuf gewonnen werden. Zum anderen wird an flexibleren Betreuungsmodellen gearbeitet. Doch die Maßnahmen werden nicht sofort greifen. Es zeichnet sich ein Teufelskreis ab: Ohne ausreichende Kinderbetreuung können Eltern nicht arbeiten – auch nicht als potenzielle Erzieher.
Der Fachkräftemangel im Erziehungsbereich ist kein rein Stuttgarter Phänomen, doch die hohen Lebenshaltungskosten in der Region verschärfen das Problem zusätzlich. Wie lange sollen Familien noch warten müssen? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet.