Die Hamburger Debatte um Klimaneutralität spitzt sich dramatisch zu. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Klimawende Hamburg«, das eine Klimaneutralität der Stadt bereits 2035 statt 2045 fordert, droht ein Riss zwischen SPD und Grünen. Das Bündnis sammelte über 18.000 Unterschriften – ein klares Signal an den Senat.
Was in der Theorie gut klingt, sorgt in der Praxis für hitzige Diskussionen. Der Senat steht nun vor der Wahl: Entweder er übernimmt die Forderungen, oder es kommt zum Volksentscheid. Die SPD unter Bürgermeister Peter Tschentscher lehnt eine Verschärfung der Klimaziele entschieden ab. Bei den Grünen dagegen brodelt es. Viele Parteimitglieder unterstützen die Initiative, während die grünen Senatsmitglieder loyal zum Koalitionspartner stehen müssen.
„Diese Situation bringt uns in einen echten Gewissenskonflikt», gesteht mir ein Grünen-Abgeordneter im Vier-Augen-Gespräch. Zwischen Koalitionstreue und Klimaüberzeugung eingeklemmt, ringen viele mit ihrer Position.
Die Wirtschaft warnt derweil vor Überforderung. „Ein übereilter Umstieg gefährdet Arbeitsplätze und Wohlstand», betont Handelskammer-Präses Norbert Aust. Aktivisten halten dagegen: Jedes Jahr zähle beim Klimaschutz.
Bei meinem Gang über die Mönckebergstraße spüre ich die Verunsicherung der Menschen. Viele fragen sich, was ambitionierter Klimaschutz für ihren Alltag bedeutet – von Heizungskosten bis zur Mobilität.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der rot-grüne Senat einen Kompromiss findet oder ob sich die Gräben vertiefen. Was in Hamburg geschieht, könnte zum Modellfall für ganz Deutschland werden: Wie weit darf Klimaschutz gehen, wenn er auf wirtschaftliche und soziale Realitäten trifft?