Die Frankfurter Börse stand gestern im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit. SPD-Chef Lars Klingbeil besuchte das Finanzherz Deutschlands und sprach sich für Reformen der Altersvorsorge aus. Dabei zeigte er sich offen für fondsgebundene Modelle, die stärker vom Aktienmarkt profitieren könnten. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung liegt die durchschnittliche Rente in Deutschland bei nur 1.152 Euro – zu wenig für viele Ruheständler.
«Wir müssen beim Thema Aktien in Deutschland eine andere Kultur entwickeln», sagte Klingbeil während seines Besuchs im historischen Börsensaal. Die SPD, traditionell eher zurückhaltend bei kapitalmarktorientierten Rentenmodellen, signalisiert damit einen möglichen Kurswechsel. Experten begrüßen diese Offenheit. Prof. Gabriele Widmann von der Frankfurt School of Finance betont: «Deutschland hat im internationalen Vergleich eine viel zu geringe Aktienquote in der Altersvorsorge.«
In meinen zwanzig Jahren als Wirtschaftsjournalistin habe ich immer wieder beobachtet, wie schwer sich deutsche Politik mit dem Thema Aktienrente tut. Die Angst vor Verlusten sitzt tief. Dabei zeigen Langzeitstudien, dass breit gestreute Aktienfonds über Jahrzehnte hinweg durchschnittlich sieben Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaften.
Während die hessische Landesregierung den prominenten Besuch nutzte, um Frankfurt als Finanzstandort zu stärken, blieben konkrete Zusagen aus. Dennoch: Dass ein SPD-Vorsitzender ausgerechnet an der Börse über Rentenreformen spricht, ist ein bemerkenswertes Signal. Die Frage bleibt: Wann folgen den Worten auch Taten? Für Millionen künftiger Rentner wäre eine mutige Reform längst überfällig.