Die Hiobsbotschaft kam für viele überraschend: Das Städtische Klinikum Dresden verzeichnet 2023 einen Verlust von rund 19 Millionen Euro. Nach Jahren der Stabilisierung steckt der kommunale Gesundheitskonzern wieder tief in den roten Zahlen. Bürgermeister Peter Lames (SPD) musste dem Stadtrat die bittere Bilanz präsentieren. Die Ursachen: gestiegene Personalkosten, hohe Energiepreise und ein Rückgang bei den Patientenzahlen.
Die Stadträte zeigten sich alarmiert. «Wir stehen vor einer ernsten Situation, die schnelles Handeln erfordert», erklärte CDU-Fraktionschef Patrick Schreiber. Seine Fraktion fordert einen harten Sparkurs und die Überprüfung aller Strukturen. Auch FDP und Freie Bürger verlangen Konsequenzen. «Ein kommunales Krankenhaus darf kein Fass ohne Boden sein», betonte FDP-Stadtrat Holger Zastrow im Finanzausschuss.
Gesundheitsexperten sehen die Dresdner Probleme im bundesweiten Kontext. «Etwa 60 Prozent aller deutschen Kliniken schreiben rote Zahlen», erklärt Professor Jochen Schmitt von der TU Dresden. Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach komme für viele Häuser zu spät.
Bürgermeister Lames kündigte ein Sofortprogramm an. «Wir werden jeden Stein umdrehen, aber die Qualität der Patientenversorgung nicht gefährden», versicherte er. Geplant sind Einsparungen bei Sachkosten, effizientere Abläufe und die Überprüfung verlustbringender Abteilungen.
Als ich vor zwei Jahren die frisch renovierte Neurologie besuchte, sprach noch niemand von Finanznöten. Jetzt hängt über dem Klinikum eine dunkle Wolke der Unsicherheit. Für die rund 3.400 Beschäftigten beginnt eine Zeit der Ungewissheit.
Die Gesundheitsversorgung in Dresden steht an einem Scheideweg. Ohne drastische Veränderungen drohen weitere Verluste. Doch zu harte Einschnitte könnten die Versorgungsqualität gefährden. Der Stadtrat muss nun abwägen: Was ist uns die kommunale Gesundheitsversorgung wert? Eine Frage, die alle Dresdner betrifft.