In Hamburgs Landgericht beginnt heute ein aufsehenerregender Prozess: Fünf Männer sollen über den Hafen Kokain im Wert von 200 Millionen Euro geschmuggelt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Drogen in Kühlcontainern versteckt zu haben, die offiziell Bananen und anderes Obst transportierten. Eine Spezialeinheit des Zolls kam ihnen im Januar auf die Spur.
Das Schema war immer ähnlich: Die Bande nutzte ihre Kontakte zu Hafenmitarbeitern, um an die Container heranzukommen. «Die Verdächtigen haben ein ausgeklügeltes System entwickelt, um die Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen», erklärt Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering. Die Drogen wurden meist nachts aus den Containern geholt, bevor diese zur regulären Kontrolle gelangten.
Ein ehemaliger Hafenmitarbeiter, der anonym bleiben möchte, berichtet mir: «Der Containerumschlag ist so gewaltig, dass unmöglich jede Lieferung gründlich kontrolliert werden kann. Die Schmuggler wissen das.»
Besonders brisant: Unter den Angeklagten ist auch ein 34-jähriger ehemaliger Mitarbeiter einer Logistikfirma, der Zugang zu den Containerterminals hatte. Die Ermittler sprechen von «Innentätern», die für die organisierten Banden unerlässlich sind.
Was in Hamburg passiert, ist kein Einzelfall. Europas Häfen stehen unter Druck durch den zunehmenden Kokain-Schmuggel. Laut Bundeskriminalamt wurden 2023 deutschlandweit über 35 Tonnen Kokain sichergestellt – ein trauriger Rekord.
Die Sicherheitsmaßnahmen im Hamburger Hafen wurden inzwischen verschärft. Doch das Grundproblem bleibt: Solange die Nachfrage nach Kokain in Europa so hoch ist, werden die Schmuggler immer neue Wege finden. Der Prozess könnte zeigen, wie tief die Strukturen des internationalen Drogenhandels bereits in unsere Infrastruktur eingedrungen sind.