Seit gestern können Besucher erstmals die «Hölle» auf der Kokerei Zollverein betreten. Nach jahrelanger Sanierung ist die imposante Koksofenbatterie 3 im Essener UNESCO-Welterbe wieder zugänglich. Die sogenannte «Höllenmaschine» galt einst als das Herzstück der größten und modernsten Kokerei Europas.
Der Anblick ist beeindruckend. Lange Reihen schwarzer Öfen, durch die einst bei über 1.300 Grad Celsius Steinkohle zu Koks gebacken wurde. Ein Industriedenkmal von Weltrang, das jetzt Teil einer neuen Erlebnistour ist. «Die Kokerei erzählt Geschichte und Geschichten. Hier spürt man, unter welchen Bedingungen die Menschen gearbeitet haben», sagt Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein.
Während meiner Führung zeigt mir ein ehemaliger Koker, wie früher die glühende Koksmasse aus den Öfen gestoßen wurde. Seine Hände beschreiben lebhaft den Prozess, seine Stimme wird leiser, wenn er von den harten Arbeitsbedingungen spricht. Die Hitze, der Staub, die körperliche Belastung – all das gehörte zum Alltag.
Die Wiedereröffnung ist Teil eines größeren Konzepts, das Industriekultur erlebbar machen soll. 2001 wurde die Kokerei zusammen mit der Zeche Zollverein zum UNESCO-Welterbe erklärt. Die Stiftung Zollverein investierte rund 3,2 Millionen Euro in die Sanierung der Batterie 3.
«Wir schaffen hier keinen Vergnügungspark, sondern einen authentischen Ort der Erinnerung», betont Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich viele Industriedenkmäler besucht – doch die Atmosphäre hier auf der Kokerei ist einzigartig.
Das Ruhrgebiet wandelt sich. Wo früher Schwerstarbeit geleistet wurde, entsteht heute Raum für Kultur, Bildung und Tourismus. Bleibt zu hoffen, dass die «Höllenmaschine» viele Menschen anzieht – als Erinnerung an die industrielle Vergangenheit und als Inspiration für die Zukunft einer ganzen Region.