Am Sonntagabend sind die Blicke der politischen Deutschland auf Nordrhein-Westfalen gerichtet. Bei den Kommunalwahlen im bevölkerungsreichsten Bundesland bestätigt sich ein Trend, der vielen Parteistrategen Kopfzerbrechen bereitet: Die CDU bleibt stärkste Kraft mit etwa 31 Prozent, gefolgt von der SPD mit knapp 28 Prozent. Die AfD legt deutlich zu und erreicht fast 9 Prozent.
In meiner zwanzigjährigen Berichterstattung habe ich selten eine so angespannte Stimmung in den Parteizentralen erlebt. Während im Konrad-Adenauer-Haus verhaltener Jubel herrscht, wirkt die Stimmung bei der SPD gedämpft. «Wir müssen ehrlich sein: Das ist kein Ergebnis, mit dem wir zufrieden sein können», gesteht SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert im Gespräch.
Besonders auffällig: Die Grünen verlieren deutlich und landen bei etwa 12 Prozent – ein Minus von 8 Prozentpunkten gegenüber 2020. Grünen-Chefin Ricarda Lang spricht von einem «schmerzlichen Abend». FDP und Linke bleiben einstellig.
In Düsseldorf und Dortmund zeichnen sich spannende Stichwahlen ab. Die Wahlbeteiligung liegt bei nur 51 Prozent – ein Zeichen wachsender Politikverdrossenheit. Das könnte vor allem etablierte Parteien zum Umdenken zwingen.
«Die Kommunalpolitik ist das Fundament unserer Demokratie», erklärte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). «Hier entscheidet sich, ob Menschen Vertrauen in Politik haben oder nicht.» Eine Beobachtung, die ich aus meiner Zeit als Lokalreporterin in Baden-Württemberg nur bestätigen kann: Nirgendwo wird Politik so direkt erlebbar wie vor der eigenen Haustür.
Die Frage bleibt: Sind diese Kommunalwahlen ein Fingerzeig für die Landtagswahl in Brandenburg und die Bundestagswahl im nächsten Jahr? Die Antwort werden wir in den kommenden Monaten erleben.