In der Stuttgarter Innenstadt klingelt es bei Frau Schmidt. Draußen steht Dirk Maass, ein Hausmeister der Diakonie, mit Werkzeugkasten bewaffnet. Die 82-jährige Rentnerin braucht Hilfe bei einem tropfenden Wasserhahn – eine Kleinigkeit für viele, für sie jedoch ein großes Problem. Seit 2018 bietet die Diakonie Stuttgart diesen kostenlosen Service für Pflegebedürftige an. Rund 500 Einsätze pro Jahr zeigen: Der Bedarf ist enorm.
«Ohne diese Hilfe wäre ich aufgeschmissen», sagt Frau Schmidt erleichtert, während Dirk fachmännisch den Dichtungsring austauscht. Für viele ältere Menschen sind kleine Reparaturen unüberwindbare Hürden. Etwa 17 Prozent der über 80-Jährigen in Baden-Württemberg leben allein und haben niemanden, der schnell mal vorbeikommen kann.
Dirk Maass ist mehr als nur Handwerker. «Manchmal bin ich der einzige Mensch, mit dem manche Senioren die ganze Woche sprechen», erzählt er. Das Programm wird durch Spenden finanziert und erreicht Menschen, die sonst durchs soziale Netz fallen würden.
Als ich Dirk auf seiner Tour begleite, fällt mir auf, wie die Gesichter aufleuchten, wenn er kommt. Das erinnert mich an meine Großmutter in Hamburg, die sich früher auch nicht mehr traute, eine Glühbirne zu wechseln.
Die Diakonie plant nun, das Angebot auf weitere Stadtteile auszuweiten. «Unsere Gesellschaft altert», erklärt Projektleiterin Maria Weber. «Solche niedrigschwelligen Hilfsangebote werden immer wichtiger, um ein würdevolles Leben zu Hause zu ermöglichen.» Und was sagt das über unsere Nachbarschaften aus, wenn wir Profis brauchen, um das zu tun, was früher selbstverständlich war?