Ein Umbruch in der Kölner Gesundheitsversorgung: Die Notaufnahme des Krankenhauses Weyertal im Stadtteil Sülz schließt ihre Türen. Seit gestern werden dort keine Notfälle mehr behandelt. Die Klinik, die bisher jährlich etwa 14.000 Notfallpatienten versorgte, richtet sich neu aus und konzentriert sich künftig auf die Altersmedizin.
«Der demografische Wandel zwingt uns zum Umdenken», erklärt Dr. Michael Wieser, ärztlicher Direktor des Hauses. Die Entscheidung sei schwergefallen, aber unumgänglich. Tatsächlich altert unsere Gesellschaft zusehends – in Köln leben mittlerweile über 190.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind.
Die Umstrukturierung bedeutet für viele Anwohner längere Wege im Notfall. Besonders betroffen sind die Bewohner von Sülz, Lindenthal und angrenzenden Vierteln. Notfälle werden nun an die umliegenden Krankenhäuser verwiesen, darunter das Universitätsklinikum und das Heilig-Geist-Krankenhaus.
Bei einem Spaziergang durch Sülz spüre ich die Verunsicherung der Menschen. Eine ältere Dame, die ich vor der Bäckerei treffe, spricht mich direkt an: «Ich wohne seit 40 Jahren hier, das Weyertal war immer meine Anlaufstelle. Was mache ich jetzt, wenn etwas passiert?»
Die Stadt Köln versichert, dass die Notfallversorgung trotz der Schließung gesichert bleibt. «Wir haben die Verteilung der Notfallpatienten im Blick und stehen mit allen Kliniken im engen Austausch», betont Gesundheitsdezernent Harald Meyer.
Gleichzeitig entsteht im Weyertal-Krankenhaus ein spezialisiertes Zentrum für Altersmedizin mit erweiterten geriatrischen Angeboten. Ein notwendiger Schritt, findet auch der Kölner Seniorenbeirat, der die Entwicklung begrüßt.
Was bleibt, ist ein gemischtes Gefühl: Einerseits geht ein Stück Sicherheit verloren, andererseits wird die medizinische Versorgung einer wachsenden Bevölkerungsgruppe verbessert. Die Frage, ob eine Stadt beides gleichzeitig leisten kann, beschäftigt nicht nur Köln.