Die Tage werden kürzer, das Jahr neigt sich dem Ende zu – und wie zuverlässig wie die Adventszeit kommen nun auch die Ankündigungen der Krankenkassen zu Beitragserhöhungen. Die zwei größten deutschen Ersatzkassen, Techniker Krankenkasse (TK) und Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK), haben für 2025 deutliche Erhöhungen ihrer Zusatzbeiträge angekündigt – trotz des viel diskutierten Sparpaketes der Bundesregierung im Gesundheitsbereich.
Die Techniker Krankenkasse, mit rund 11 Millionen Versicherten Marktführer in Deutschland, hebt ihren Zusatzbeitrag um 0,4 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent an. Die DAK folgt mit einer Steigerung von 0,3 Punkten auf insgesamt 1,9 Prozent. Für einen Durchschnittsverdiener mit 4.000 Euro Bruttogehalt bedeutet dies Mehrkosten von bis zu 16 Euro monatlich – oder 192 Euro im Jahr.
«Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Beitragserhöhung so gering wie möglich zu halten», erklärt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. «Doch die steigenden Gesundheitskosten bei gleichzeitig alternder Bevölkerung zwingen uns zu diesem Schritt.» Ähnlich äußert sich auch Prof. Andreas Storm, Vorstandschef der DAK: «Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft immer weiter auseinander. Das viel gepriesene Sparpaket greift zu kurz.»
Tatsächlich hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erst im Oktober ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das die Krankenkassen um rund drei Milliarden Euro entlasten sollte – hauptsächlich durch Preisverhandlungen bei Arzneimitteln und neue Effizienzregeln für Krankenhäuser. Doch der Effekt scheint verpufft. Der GKV-Spitzenverband rechnet für 2025 mit einem Defizit von knapp sieben Milliarden Euro im Gesundheitssystem.
Was mich bei meinen Gesprächen mit Experten immer wieder überrascht: Die wachsende Kluft zwischen politischen Versprechen und harter ökonomischer Realität. Der Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen verweist auf ein grundsätzliches Problem: «Wir erleben keine vorübergehende Finanzierungslücke, sondern den Beginn einer strukturellen Krise. Die demografische Entwicklung verschärft die Situation zusätzlich.»
Für Versicherte stellt sich nun die Frage: Kassenwechsel oder höhere Beiträge akzeptieren? Die günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse, die hkk, verlangt aktuell nur 1,28 Prozent Zusatzbeitrag – hat aber noch keine Entscheidung für 2025 bekannt gegeben.
Ob das Sparen durch Kassenwechsel langfristig die Lösung sein kann, bleibt fraglich. Wie ich aus meiner langjährigen Berichterstattung im Gesundheitssektor weiß: Am Ende werden fast alle Kassen angesichts der Kostenentwicklung nachziehen müssen. Die tiefgreifende Reform des Gesundheitssystems, die wirklich nötig wäre, traut sich die aktuelle Regierung offenbar nicht mehr zu.