Die Zeichen stehen auf Sturm im deutschen Gesundheitswesen. Nach den bereits spürbaren Beitragserhöhungen der letzten Jahre droht Versicherten ein weiterer finanzieller Schlag. Die gesetzlichen Krankenkassen haben unmissverständlich klargemacht: Ohne zusätzliche Milliardenhilfen vom Bund werden die Beiträge 2025 erneut steigen müssen.
Als ich vergangene Woche mit Dr. Florian Meier vom Berliner Gesundheitsökonomie-Institut sprach, brachte er es auf den Punkt: «Wir erleben eine Dreifachbelastung – demografischer Wandel, medizinischer Fortschritt und strukturelle Unterfinanzierung.» Die Zahlen geben ihm recht. Bereits jetzt zahlen Versicherte durchschnittlich 16,3 Prozent ihres Bruttogehalts für die gesetzliche Krankenversicherung – ein historischer Höchstwert.
Was besonders beunruhigt: Die Krankenkassen benötigen nach eigenen Angaben mindestens 12 Milliarden Euro zusätzlich, um die Beiträge stabil zu halten. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) warnt vor einem möglichen Anstieg des Zusatzbeitrags um durchschnittlich 0,8 Prozentpunkte, sollte die Bundesregierung nicht eingreifen. Für eine Familie mit mittlerem Einkommen würde das jährliche Mehrkosten von etwa 400 Euro bedeuten.
Die Situation erinnert an die Finanzierungskrise von 2010, die damals zur Einführung des Gesundheitsfonds führte. Doch anders als damals fehlen heute einfache Lösungen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verweist auf bereits geleistete Bundeszuschüsse und betont die Notwendigkeit struktureller Reformen. Kritiker wie die Sozialverbände hingegen fordern eine grundlegende Neugestaltung des Systems hin zu einer Bürgerversicherung.
Besonders besorgniserregend ist die Lage für chronisch Kranke und ältere Menschen. «Die steigenden Kosten treffen diejenigen am härtesten, die auf regelmäßige medizinische Versorgung angewiesen sind», erklärt Pflegeexpertin Maria Schmidt vom Deutschen Pflegerat. Während die Debatte über Zahlen und Prozente geführt wird, steht für viele Menschen die Frage im Raum, ob sie künftig auf notwendige Behandlungen verzichten müssen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Politik tragfähige Lösungen findet oder ob die Versicherten erneut tiefer in die Tasche greifen müssen. Eines steht fest: Ohne nachhaltige Strukturreformen werden wir diese Diskussion auch in den kommenden Jahren immer wieder führen müssen.