Die Gläser stehen zum letzten Mal auf den rotweißen Tischdecken im „Mimmo Santo». Nach 51 Jahren schließt eine Kölner Institution ihre Türen für immer. Domenico Santoro, den alle nur Mimmo nennen, serviert zum letzten Mal seine legendäre Pizza im Herzen von Nippes. Der 80-jährige Gastronom geht in den wohlverdienten Ruhestand – und mit ihm verschwindet ein Stück Veedelsgeschichte.
«Ich habe Kinder aufwachsen sehen, die heute mit ihren eigenen Kindern zu mir kommen», erzählt Mimmo mit einem Lächeln, das Wehmut und Stolz gleichermaßen ausstrahlt. Seit 1973 war sein Restaurant in der Neusser Straße mehr als nur ein Ort zum Essen – es war ein zweites Wohnzimmer für viele Kölner. Der Italiener kam einst als junger Mann aus Kalabrien und brachte ein Stück Heimat mit, das die Nippeser schnell ins Herz schlossen.
Die Warteschlange vor dem kleinen Lokal gehörte jahrzehntelang zum Straßenbild. Reservierungen? Fehlanzeige. Wer bei Mimmo essen wollte, musste Geduld mitbringen. «Aber es hat sich immer gelohnt», sagt Stammgast Peter Krause, der seit 30 Jahren regelmäßig kommt. «Seine Spaghetti alla chitarra sind einfach unvergleichlich.»
Was das Restaurant so besonders machte, war die Beständigkeit in einer sich ständig wandelnden Gastrowelt. Während um ihn herum Lokale kamen und gingen, blieb Mimmo seiner Linie treu: frische Zutaten, traditionelle Rezepte, moderate Preise.
Vom Oberbürgermeister bis zum Straßenkehrer – bei Mimmo saßen alle an einem Tisch. «Das ist echte Integration», sagte mir ein älterer Herr beim letzten Besuch. «Mimmo hat mehr für die deutsch-italienische Freundschaft getan als so mancher Politiker.»
Auch ich habe während meiner Recherchen in Köln oft bei Mimmo gegessen. Die Gespräche, die dort beim Wein entstanden, lieferten oft bessere Einblicke als offizielle Interviews.
Was nun aus den Räumlichkeiten wird, ist noch unklar. Gerüchten zufolge könnte eine Burgerkette einziehen. Für viele Nippeser ist das kaum vorstellbar. «Mit Mimmo geht auch ein Stück Seele dieses Viertels», sagt eine Anwohnerin traurig.
Bleibt die Frage: Wo werden die Stammgäste künftig ihre kulinarische Heimat finden? Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns wieder mehr auf solche authentischen Orte besinnen – bevor sie alle verschwunden sind.