Die private Kulturförderung in München bekommt ein neues Gesicht – und einen Namen, den bisher kaum jemand kannte. Stefan Vilsmeier, erfolgreicher Unternehmer aus Niederbayern, tritt plötzlich als großzügiger Mäzen in Erscheinung. Mit seiner neu gegründeten Stiftung will er künftig die bayerische Kulturszene mit mehreren Millionen Euro jährlich fördern.
Was zunächst nach einer reinen Erfolgsgeschichte klingt, wirft bei genauerer Betrachtung Fragen auf. Vilsmeier ist nicht nur Kulturmäzen, sondern auch eng mit Ministerpräsident Markus Söder verbunden. Bei der Vorstellung seiner «Sommer Lounge» – einer glamourösen Veranstaltungsreihe in München – stand Söder höchstpersönlich an seiner Seite.
«Kultur braucht private Unterstützer, gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen«, erklärte Vilsmeier bei der Präsentation. Doch Kulturschaffende reagieren gespalten. «Wir begrüßen jede Form der Förderung, solange künstlerische Freiheit gewahrt bleibt», sagt Lisa Meier vom Münchner Kulturrat.
Als Reporterin habe ich beobachtet, wie in den letzten Jahren private Kulturförderung immer stärker politisch vernetzt wurde. Der Fall Vilsmeier zeigt diese Entwicklung besonders deutlich. Nachfragen zu seinen politischen Verbindungen weicht der Unternehmer geschickt aus. Interessanterweise wurden seine Bauvorhaben in Niederbayern zuletzt auffallend schnell genehmigt, wie Insider berichten.
Kulturpolitisch bewegt sich München damit auf einem schmalen Grat. Einerseits sind private Gelder dringend nötig, andererseits wächst die Sorge vor zu viel Einflussnahme. Wie das Zusammenspiel zwischen Vilsmeier, Politik und Kultur sich entwickelt, wird die Münchner Kulturszene noch länger beschäftigen. Und die Frage bleibt: Wieviel Privatisierung verträgt unsere Kultur?