Der kurze Flug von Hamburg nach Kopenhagen, Düsseldorf oder Amsterdam dauert kaum eine Stunde – doch die Umweltbilanz dieser Verbindungen steht zunehmend in der Kritik. Allein vom Hamburger Flughafen starten täglich dutzende Flüge zu Zielen, die weniger als 600 Kilometer entfernt liegen. Laut Umweltbundesamt verursacht ein Passagier auf Kurzstrecken bis zu dreimal mehr CO2-Emissionen pro Kilometer als bei Langstreckenflügen.
Am Hauptbahnhof Hamburg treffe ich Pendler wie Michael Berger, der regelmäßig nach Kopenhagen reist: «Mit dem Zug brauche ich knapp fünf Stunden, mit dem Flugzeug inklusive Check-in nur zweieinhalb. Für Geschäftsreisende macht das einen enormen Unterschied.» Die Deutsche Bahn argumentiert hingegen mit steigenden Fahrgastzahlen auf innerdeutschen Strecken. «Wo gute Alternativen existieren, wechseln die Menschen durchaus», erklärt Bahnsprecherin Sabine Thalmann.
Während meiner Recherchen am Hamburger Flughafen fällt mir auf, wie selbstverständlich viele Reisende die Kurzstreckenflüge nutzen – ein Erbe aus Zeiten, als Klimafragen weniger im Fokus standen. Die Hamburger Klimaschützerin Jana Wilms fordert radikalere Ansätze: «Diese Flüge könnten binnen fünf Jahren vollständig durch Bahnverbindungen ersetzt werden, wenn der politische Wille da wäre.»
Die Lufthansa-Gruppe, zu der auch Eurowings gehört, verweist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Verbindungen. Gleichzeitig investiert der Konzern in effizientere Flugzeuge. «Eine pauschale Verlagerung auf die Schiene ist unrealistisch», so Konzernsprecher Thomas Müller. «An manchen Strecken arbeiten wir aber mit der Bahn zusammen.»
Die Debatte wird Hamburg noch lange beschäftigen. Denn bei aller Kritik: Solange die Zugverbindungen nicht deutlich schneller und zuverlässiger werden, bleibt der Kurzstreckenflug für viele alternativlos – ein Dilemma zwischen persönlichen Bedürfnissen und globaler Verantwortung.