Die Kunden blieben aus, die Verkäufer waren enttäuscht: Das «Late Night Shopping» auf der Lorettostraße in Düsseldorf war gestern Abend kein Erfolg. Bis 22 Uhr hatten die Geschäfte ihre Türen geöffnet, doch schon um 21 Uhr packten viele frustriert ihre Waren zusammen. Die Fußgängerzone, normalerweise ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil Unterbilk, wirkte ungewöhnlich leer.
Als ich durch die Straße lief, fielen mir die hoffnungsvollen Blicke der Ladenbesitzer auf, die vor ihren Geschäften standen. «Wir haben extra länger aufgemacht und Personal eingeplant, aber es lohnt sich einfach nicht», sagte Boutique-Besitzerin Maria Schneider. Die Veranstaltung war Teil einer Reihe von Aktionen, mit denen der lokale Einzelhandel nach Corona wieder mehr Kunden anlocken wollte.
Die Gründe für das Ausbleiben der Kundschaft sind vielfältig. Zum einen spielte das Wetter nicht mit – Nieselregen und kühle Temperaturen luden nicht gerade zum Bummeln ein. «Bei besserem Wetter wären bestimmt mehr Leute gekommen», meinte ein Passant achselzuckend.
Doch tiefer liegt vermutlich ein Wandel im Einkaufsverhalten. «Die Menschen gehen heute anders einkaufen als vor Corona», erklärt Handelsexperte Dr. Thomas Müller. «Entweder schnell und gezielt oder sie verbinden es mit einem Erlebnischarakter – ein reines Verlängern der Öffnungszeiten reicht nicht mehr.»
Für die Zukunft müssen die Düsseldorfer Einzelhändler umdenken. Wie wäre es statt längerer Öffnungszeiten mit einem Straßenfest, das lokale Kunst, Musik und Kulinarisches verbindet? In Hamburg hat ein ähnliches Konzept im Stadtteil Ottensen erstaunlichen Erfolg.
Die Lorettostraße mit ihrem besonderen Charme hat Potenzial, aber der gestrige Abend zeigt: Ein Einkaufserlebnis muss heute mehr bieten als nur offene Ladentüren – besonders wenn man mit dem Sofa und dem Online-Shopping konkurrieren will.