Der Glanz der bayerischen Landeshauptstadt bekommt Risse. München, jahrelang Spitzenreiter im Glücksatlas, ist auf Platz 30 abgerutscht. Die Lebenszufriedenheit der Münchnerinnen und Münchner hat einen dramatischen Einbruch erlebt. Was steckt hinter diesem Absturz in der Stadt, die lange als Inbegriff deutscher Lebensqualität galt?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Während der bundesweite Durchschnitt der Lebenszufriedenheit bei 7,03 Punkten liegt, erreicht München nur noch 6,88 Punkte auf der Skala von 0 bis 10. Ein erheblicher Rückgang gegenüber früheren Erhebungen, wie die Forscher der Universität Freiburg bestätigen.
«Die Wohnungsnot ist der Hauptfaktor für die sinkende Zufriedenheit», erklärt Professor Bernd Raffelhüschen, Leiter der Studie. «In keiner anderen deutschen Stadt belastet die Wohnungssituation die Menschen so stark.» Als ich letzte Woche mit Münchnerinnen am Marienplatz sprach, bestätigte sich dieses Bild. «Mit meinem Gehalt als Krankenschwester kann ich mir kaum mehr als ein WG-Zimmer leisten», erzählte mir Lisa K., 34.
Die explodierenden Mietpreise zwingen immer mehr Menschen zum Wegzug ins Umland. Dadurch entstehen lange Pendelwege, die zusätzlich an den Nerven zerren. Gleichzeitig verschärft der anhaltende Zuzug den Druck auf den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt weiter.
Ein weiterer Faktor: die gefühlte Sicherheit. Nach mehreren öffentlichkeitswirksamen Vorfällen im vergangenen Jahr geben viele Befragte an, sich in der Innenstadt unsicherer zu fühlen als früher. Obwohl die Kriminalstatistik keine drastische Verschlechterung zeigt, wiegt die subjektive Wahrnehmung schwer.
Ist Münchens Glücksära damit endgültig vorbei? Nicht unbedingt. Die Stadt reagiert mit verstärktem Wohnungsbau und Maßnahmen zur Mietpreisbremse. Zudem könnten flexible Arbeitsmodelle den Pendlerstress künftig mindern. Die Frage bleibt: Kann eine Stadt dauerhaft glücklich machen, wenn sie sich nur die Wohlhabenden leisten können?