Die Einkaufsstraßen von München zeigen immer mehr leere Schaufenster. Nach neuen Daten der Initiative «Leerstandsmelder» sind inzwischen 237 Geschäftsflächen in der Landeshauptstadt ungenutzt. Besonders betroffen: die Maxvorstadt mit allein 32 leerstehenden Ladenflächen – ein trauriger Rekord für das sonst so lebendige Viertel.
Während ich durch die Schellingstraße gehe, fällt mir auf, wie viele Räume hier ohne Leben sind. Wo früher kleine Läden und Cafés zum Verweilen einluden, hängen heute «Zu vermieten»-Schilder. Die interaktive Karte des Leerstandsmelders macht das Problem sichtbar: Nach der Maxvorstadt sind besonders Schwabing (28 Leerstände), die Ludwigsvorstadt (26) und das Westend (23) betroffen.
«Die hohen Mieten und die Konkurrenz durch den Onlinehandel setzen dem lokalen Einzelhandel massiv zu», erklärt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. «Viele Ladenbetreiber können sich die Innenstadtmieten einfach nicht mehr leisten.» Die Münchner Stadtpolitik reagiert mit dem «Innenstadtkonzept 2040», das neue Anreize für Vermieter schaffen soll.
Besorgniserregend ist vor allem der Trend: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Leerstände um fast 15 Prozent gestiegen. In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich viele Strukturwandel beobachtet, aber die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Innenstädte verändern, ist beispiellos.
Die Entwicklung betrifft nicht nur München. In ganz Bayern kämpfen Städte gegen verwaiste Geschäftsviertel. Für die Menschen bedeutet das weniger Vielfalt, weniger Begegnung, weniger Leben in den Straßen. Am Ende steht die Frage: Wollen wir Innenstädte, die nur noch aus Flagship-Stores und Touristenattraktionen bestehen? Die Antwort wird die Zukunft unserer Stadtviertel prägen.