Als heute Morgen an Hamburgs Schulen die Glocken läuteten, begann für rund 259.000 Schülerinnen und Schüler der Ernst des Lebens nach den Sommerferien wieder. Die Klassenzimmer füllten sich mit aufgeregten Kindern, während 58 Lehrerstellen in der Hansestadt noch unbesetzt sind. Eine Zahl, die auf den ersten Blick beunruhigt, aber im Vergleich zum Vorjahr (70 unbesetzte Stellen) eine leichte Verbesserung darstellt.
Die Schulbehörde gibt sich optimistisch. «Wir haben die Situation im Griff», versichert Schulsenator Ties Rabe. Mit 16.400 Lehrkräften sei die Grundversorgung gesichert. Tatsächlich wurden 900 neue Pädagogen eingestellt – doch reicht das? In meinen Gesprächen mit Schulleitern höre ich andere Töne. «Wir jonglieren ständig mit dem Personal, besonders in Mathe und Naturwissenschaften fehlen uns Fachkräfte», erzählt mir die Leiterin einer Stadtteilschule in Altona.
Hamburg steht dabei nicht allein da. Deutschlandweit fehlen etwa 14.000 Lehrkräfte. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt vor den Folgen: «Der Mangel führt zu Unterrichtsausfall und Überlastung der vorhandenen Lehrkräfte», so die Hamburger GEW-Vorsitzende.
Besonders brisant: Gleichzeitig wächst die Schülerzahl in Hamburg – in diesem Jahr um 5.000 Kinder und Jugendliche. Dabei haben sich viele Schulen kreative Lösungen einfallen lassen. «Wir arbeiten vermehrt mit Quereinsteigern und pensionierte Kollegen springen ein», berichtet ein Schulleiter aus Bergedorf. Während meiner Recherche in den letzten Tagen spürte ich vor allem eines: Trotz Mangel herrscht an Hamburgs Schulen eine bemerkenswerte «Ärmel-hoch-Mentalität».
Was bleibt, ist die Frage nach langfristigen Lösungen. Die Schulbehörde setzt auf Stipendien für Lehramtsstudierende und verbesserte Arbeitsbedingungen. Ob das reicht? Für die Kinder, die heute ihre Schultüten gepackt haben, hoffe ich es von Herzen.