Die Polizei hat am Dienstagmorgen die Leiche einer obdachlosen Frau in einem ausgebrannten Lager in München-Milbertshofen entdeckt. Nach ersten Erkenntnissen brach das Feuer gegen 6:30 Uhr in einem Waldstück nahe der Ingolstädter Straße aus, wo mehrere Menschen ohne festen Wohnsitz provisorische Unterkünfte errichtet hatten.
«Wir gehen derzeit nicht von Fremdeinwirkung aus», erklärte Polizeisprecherin Lisa Weiß. Die Brandursache ist noch unklar. Die Identität der Toten konnte bislang nicht zweifelsfrei festgestellt werden.
Anwohner hatten den Notruf gewählt, als sie Rauch aus dem Waldstück aufsteigen sahen. Als die Feuerwehr eintraf, stand die Behelfsbehausung bereits in Vollbrand. Erst nach den Löscharbeiten wurde die Leiche entdeckt.
Das Lager war eines von mehreren im Münchner Norden, die seit Jahren bestehen. Seit meiner Zeit als Lokaljournalistin in München habe ich die Situation der Obdachlosen in der Stadt verfolgt. Die Zahl der Menschen ohne Dach über dem Kopf ist laut Sozialreferat in den vergangenen fünf Jahren um fast 30 Prozent gestiegen.
«Diese Tragödie zeigt einmal mehr, unter welch gefährlichen Bedingungen obdachlose Menschen leben», sagte Monika Steinhauser vom Münchner Kälteschutzprogramm. Besonders in der kalten Jahreszeit steige das Risiko durch unsichere Heizquellen wie Kerzen oder Gaskocher.
Ein Obdachloser, der sich Frank nennt und in der Nähe des Unglücksortes lebt, berichtet: «Wir passen eigentlich immer auf. Aber manchmal hast du keine Wahl, wenn’s kalt ist.»
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Währenddessen bietet die Stadt München Betroffenen aus dem Lager Notunterkünfte an. Ob das Unglück die Diskussion um menschenwürdige Unterbringung für alle wieder anfacht, bleibt abzuwarten. Die kalten Nächte in München werden es zeigen.