In Dortmund zeigt das Stadttheater, wie man mit Musik gegen die Angst ankämpft. Am vergangenen Wochenende präsentierten vier Sängerinnen und Sänger ihren «Liederabend On Air», der das Publikum tief berührte. «Alles wird gut», singen sie – während draußen Krisen und Katastrophenmeldungen die Schlagzeilen bestimmen.
Die Inszenierung unter der Regie von Hanna Müller balanciert gekonnt zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Auf der Bühne steht ein altmodisches Radiostudio, aus dem die Künstler live senden. «Wir wollten einen Raum schaffen, in dem Musik als Gegenpol zur alltäglichen Negativität wirken kann», erklärt Müller nach der Vorstellung.
Das Repertoire reicht von Schubert-Liedern bis zu Popballaden. Besonders eindrucksvoll: Die Neuinterpretation von «Mad World» der Band Tears for Fears, vorgetragen vom Bariton Michael Prusseit. «Diese Mischung aus Klassik und Moderne spiegelt unsere zerrissene Gegenwart wider», sagt er.
Als ich die Vorstellung besuchte, fiel mir besonders auf, wie gebannt das Publikum den Darbietungen folgte. In meinen fast zwanzig Jahren als Kulturjournalistin habe ich selten eine solche Stille im Zuschauerraum erlebt – unterbrochen nur von gelegentlichem Schluchzen bei besonders bewegenden Passagen.
Während in einem klassischen Rundfunkstudio normalerweise Distanz herrscht, schaffen die Künstler hier Nähe. Die Pianistin Sophia König führt durch das Programm: «Diese Lieder sind wie kleine Rettungsboote in stürmischen Zeiten.»
Der Abend zeigt: Kunst kann mehr sein als Unterhaltung – sie kann Trost spenden. In einer Welt, die oft überwältigend erscheint, erinnert das Dortmunder Ensemble daran, dass das gemeinsame Erleben von Musik verbindet und stärkt. Die nächsten Vorstellungen sind bereits ausverkauft – ein Zeichen dafür, wie sehr wir solche Momente brauchen.