Die Kölner Musikszene nimmt Abschied von einer Institution. Nach über 25 Jahren wird die «Linus Talentprobe», Kölns legendäre Bühne für Nachwuchsmusiker, ein letztes Mal im Tanzbrunnen stattfinden. Am 26. Oktober können Fans noch einmal die besondere Atmosphäre erleben, die so viele lokale Künstler auf ihrem Weg zum Erfolg begleitet hat. Die Veranstaltung hat über die Jahre hinweg über 2.000 Nachwuchsmusiker gefördert und war für viele der erste Schritt ins Rampenlicht.
Was 1997 in der Kölner Südstadt begann, entwickelte sich zu einer der wichtigsten Plattformen für junge Musiker weit über die Stadtgrenzen hinaus. «Die Talentprobe war nie nur ein Wettbewerb, sondern eine Gemeinschaft», erklärt Gründer Linus Volkmann, der die Veranstaltung über all die Jahre mit Leidenschaft betreute. «Hier ging es immer darum, Musik zu feiern und Türen zu öffnen.»
Zahlreiche heute erfolgreiche Künstler wie AnnenMayKantereit und Querbeat standen bei der Talentprobe auf der Bühne, bevor sie bundesweit bekannt wurden. Die letzten Jahre waren jedoch schwierig. «Nach Corona hat sich die Kulturlandschaft verändert», sagt Volkmann. «Die Fördergelder wurden knapper, während die Kosten stiegen.»
Für mich als Beobachterin der Kulturszene ist das Ende der Talentprobe symptomatisch für die Herausforderungen, mit denen unabhängige Kulturveranstalter heute kämpfen. Bei meinen Besuchen spürte ich stets diese besondere Mischung aus Nervosität und Euphorie der Nachwuchskünstler, die hier oft zum ersten Mal vor größerem Publikum spielten.
Für die letzte Ausgabe haben sich über 30 ehemalige Teilnehmer angekündigt, die gemeinsam Abschied nehmen wollen. Der Tanzbrunnen wird noch einmal zur großen Bühne für die Kölner Musikgemeinschaft. Was bleibt, ist die Frage, wo junge Talente künftig ihre ersten Schritte machen können. Die Lücke, die die Talentprobe hinterlässt, wird spürbar sein – nicht nur für die Musiker, sondern für die kulturelle Identität der ganzen Stadt.