In München hat gestern Mittag ein Lastwagen an der Kreuzung Tegernseer Landstraße/Regerstraße die Oberleitung der Tram heruntergerissen. Der 46-jährige Fahrer war mit einem nicht korrekt eingefahrenen Kranausleger unterwegs und blieb damit in den Stromleitungen hängen. Der Unfall ereignete sich gegen 12:30 Uhr und verursachte Schäden von mindestens 100.000 Euro.
Der Lkw-Fahrer bemerkte den Zusammenstoß mit der Oberleitung sofort. Statt jedoch am Unfallort zu bleiben, setzte er seine Fahrt fort. «Er hat die Leitung komplett heruntergerissen und ist dann einfach weitergefahren», berichtet ein Augenzeuge, der den Vorfall beobachtete. Die herabhängenden Leitungen blockierten die Kreuzung vollständig.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) musste den Trambetrieb der Linien 15, 25 und 27 zwischen Rosenheimer Platz und Wettersteinplatz sofort einstellen. Techniker arbeiten seit gestern Nachmittag mit Hochdruck an der Reparatur der Leitungen. Ein MVG-Sprecher erklärte: «Wir hoffen, den Betrieb bis morgen Abend wieder aufnehmen zu können.»
Nach einer kurzen Fahndung konnte die Polizei den Unfallverursacher in Neubiberg stellen. Gegen den Fahrer wurde ein Strafverfahren wegen Unfallflucht eingeleitet. Sein Kranausleger hatte nicht nur die Oberleitung beschädigt, sondern auch einen Oberleitungsmast verbogen.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder gesehen, wie solche Unfälle den Münchner Nahverkehr lahmlegen. Besonders in Giesing, wo die Straßen eng und stark frequentiert sind, wiegen solche Störungen schwer. Tausende Pendler mussten gestern auf Ersatzbusse ausweichen.
Der Vorfall erinnert an die Verletzlichkeit unserer städtischen Infrastruktur. Ein Moment der Unachtsamkeit kann den Alltag einer ganzen Nachbarschaft durcheinanderbringen. Die Frage bleibt: Wie können wir solche Vorfälle künftig verhindern? Bessere Warnsysteme für Lkw oder strengere Kontrollen könnten ein Anfang sein.