Die Debatte um den Lohnabstand zum Bürgergeld erhitzt die Gemüter – besonders in strukturschwachen Regionen wie Bad Liebenwerda in Brandenburg. Dort verdienen Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich nur 2.600 Euro brutto, während eine vierköpfige Familie mit Bürgergeld auf bis zu 2.300 Euro kommen kann. Der Unterschied von nur 300 Euro wirft Fragen nach Arbeitsanreizen auf.
Regionale Unterschiede prägen die Diskussion entscheidend. «In Großstädten wie München oder Hamburg liegt der Lohnabstand oft bei über 1.000 Euro, was die Motivation zur Arbeitsaufnahme deutlich erhöht», erklärt Arbeitsmarktexperte Dr. Klaus Weber vom Institut für Wirtschaftsforschung. In strukturschwachen Regionen fällt dieser Anreiz jedoch deutlich geringer aus.
Betroffene wie Handwerksmeister Thomas Müller aus Bad Liebenwerda berichten von konkreten Auswirkungen: «Zwei meiner Gesellen haben gekündigt. Sie rechnen vor, dass sie mit Bürgergeld und Nebenjob besser fahren als mit 40 Stunden Malocherei.» Eine Entwicklung, die ich bei Recherchen in Baden-Württemberg so nicht beobachtet habe.
Gleichzeitig zeichnet die Statistik ein differenziertes Bild: Nur etwa 15 Prozent der Bürgergeldempfänger sind tatsächlich arbeitsfähig. Die meisten sind krank, alleinerziehend oder in Qualifizierungsmaßnahmen. «Das Problem ist nicht das Bürgergeld an sich, sondern die regional zu niedrigen Löhne», betont Sozialdezernentin Petra Schmidt.
Die Bundesregierung prüft nun regional differenzierte Lösungen. Für Orte wie Bad Liebenwerda könnte dies bedeuten: mehr Investitionen in Wirtschaftsförderung statt Kürzungen bei Sozialleistungen. Am Ende steht die Frage: Wie schaffen wir es, dass sich Arbeit überall in Deutschland gleichermaßen lohnt?