Als ich gestern durch die Düsseldorfer Altstadt ging, spürte ich die Anspannung. «Noch ein Monat bis zur Kommunalwahl, und wir haben den größten Wohnungsmangel seit Jahrzehnten«, erzählte mir Rita Schneider (56), die seit über 20 Jahren am Rheinufer lebt. Die Zahlen bestätigen ihr Gefühl: Laut einer aktuellen Studie der Stadtverwaltung fehlen in Düsseldorf rund 15.000 bezahlbare Wohnungen. Besonders betroffen sind Studierende und Geringverdiener.
Der Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt ist regelrecht kollabiert. Die Durchschnittsmiete liegt inzwischen bei 14,60 Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von 22 Prozent innerhalb der letzten drei Jahre. «Wir stehen vor einer sozialen Spaltung der Stadt«, warnt Prof. Sabine Lohmeier vom Institut für Stadtentwicklung der Heinrich-Heine-Universität. Besonders brisant: Die Stadt hat im vergangenen Jahr nur 1.200 Baugenehmigungen erteilt – der niedrigste Wert seit 2009.
Oberbürgermeister Michael Kessler verteidigt seine Politik: «Wir haben ein Sofortprogramm mit 100 Millionen Euro aufgelegt, um städtische Grundstücke für sozialen Wohnungsbau zu aktivieren.» Doch Kritiker wie der Mieterverein bezweifeln, dass dies ausreicht. Aus meiner langjährigen Beobachtung der Düsseldorfer Stadtpolitik weiß ich: Solche Ankündigungen gab es vor jeder Wahl, die Umsetzung blieb meist hinter den Erwartungen zurück.
Die Folgen dieser Krise sind täglich sichtbar. In den Randbezirken Garath und Eller steigt die Zahl der Obdachlosen. Gleichzeitig entstehen in Oberkassel Luxuswohnungen, die oft als Zweitwohnsitze oder Kapitalanlage dienen. Die Kommunalwahl am 27. Juli wird zur Richtungsentscheidung. Ob die versprochenen Maßnahmen diesmal mehr als Wahlkampfrhetorik sind, wird sich zeigen müssen. Wie sagte meine Gesprächspartnerin Rita so treffend: «In Düsseldorf fehlt nicht das Geld, sondern der Mut für echte Veränderung.«
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