Vor 14 Jahren erschütterte die Loveparade-Katastrophe in Duisburg das ganze Land. 21 junge Menschen verloren in einem Gedränge ihr Leben, über 650 wurden verletzt. Heute stehen wir wieder vor dem Erinnerungsort, einem schmalen Tunnel, der zum ehemaligen Festivalgelände führt. Eine ältere Frau legt Blumen nieder. Sie verlor ihre Tochter. Ihr Gesicht zeigt, dass die Zeit die Wunden nicht heilen konnte.
Der Prozess gegen die Verantwortlichen endete 2020 ohne Urteil – eingestellt wegen «geringer Schuld». Für die Angehörigen ein Schlag ins Gesicht. «Die Gerechtigkeit hat versagt«, sagt Jürgen Widera, der als Seelsorger viele Betroffene betreut. «Was bleibt, ist das Gefühl, dass niemand wirklich Verantwortung übernommen hat.»
Das Unglück hatte viele Ursachen: ein zu enges Gelände, mangelhafte Sicherheitsplanung, Kommunikationsprobleme zwischen Veranstaltern und Behörden. Experten sprechen von einer «Verkettung von Fehlentscheidungen«. Ich erinnere mich noch genau an die Bilder: junge Menschen, die verzweifelt versuchten, die Mauern hochzuklettern, um dem tödlichen Gedränge zu entkommen.
Duisburg hat nach der Katastrophe Konsequenzen gezogen. Großveranstaltungen werden strenger geprüft, Sicherheitskonzepte penibel kontrolliert. Doch die zentrale Frage bleibt: Haben wir wirklich genug aus dieser Tragödie gelernt?
Als ich vor drei Jahren bei einer Gedenkveranstaltung war, sagte mir eine Mutter: «Wissen Sie, am schlimmsten ist nicht der Schmerz, sondern die Angst, dass mein Kind vergessen wird.» Darum ist Erinnern so wichtig – als Mahnung und als Versprechen: So etwas darf nie wieder passieren.