Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat ihre Streikpläne bei der Lufthansa vorerst auf Eis gelegt. Nach intensiven Verhandlungen einigten sich beide Seiten auf eine Verlängerung der Friedenspflicht bis Ende September. Für Reisende bedeutet dies eine Entwarnung: Die befürchteten Flugausfälle während der Sommerferien bleiben aus.
Der Tarifkonflikt schwelt bereits seit Monaten. Knackpunkt sind nicht nur Gehaltsforderungen, sondern auch die Arbeitsbedingungen der rund 5.200 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft fordert neben Gehaltserhöhungen von 12,3 Prozent auch verbesserte Ruhezeitregelungen und mehr Planbarkeit bei den Dienstplänen.
«Wir setzen auf konstruktive Lösungen am Verhandlungstisch», erklärte Marcel Gröls, Tarifvorstand der Vereinigung Cockpit. Dennoch betonte er: «Die Geduld unserer Mitglieder ist nicht unbegrenzt.»
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann zeigte sich erleichtert: «Diese Einigung gibt uns die Chance, ohne Arbeitskampfmaßnahmen zu einer Lösung zu kommen.» Der Konzern hatte zuvor wiederholt auf seine wirtschaftliche Lage verwiesen und die Forderungen als überzogen bezeichnet.
Als ich vergangene Woche am Frankfurter Flughafen unterwegs war, spürte ich die angespannte Stimmung unter den Piloten. Ein Kapitän mit 20 Jahren Berufserfahrung berichtete mir von zunehmender Belastung durch enge Dienstpläne. «Wir fliegen teilweise am Limit», sagte er.
Für den Lufthansa-Konzern kommt die Einigung zur rechten Zeit. Nach den Verlusten der Corona-Jahre verzeichnete das Unternehmen zuletzt wieder Gewinne, kämpft aber mit steigenden Kosten für Personal und Treibstoff. Ein Streik hätte täglich Millionenschäden verursacht.
Bis Ende September haben beide Parteien nun Zeit, eine Lösung zu finden. Sollte dies nicht gelingen, drohen ab Oktober erneut massive Flugausfälle. Die grundsätzlichen Konflikte sind nicht gelöst – sondern nur vertagt.