Die Luftwaffe plant einen beispiellosen Personalaufbau in den kommenden zehn Jahren. Wie das Verteidigungsministerium heute mitteilte, soll die Truppenstärke bis 2035 um 70 Prozent anwachsen. Das entspricht etwa 14.000 zusätzlichen Soldatinnen und Soldaten. Derzeit beschäftigt die Luftwaffe rund 20.000 Personen. Mit dieser Entscheidung reagiert die Bundeswehr auf die veränderte Sicherheitslage in Europa.
Der massive Personalausbau ist Teil der Zeitenwende-Strategie und soll die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe deutlich steigern. Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte bei der Ankündigung: «Die Luftwaffe ist ein entscheidender Faktor unserer Verteidigungsfähigkeit. Wir müssen jetzt handeln, um auf die Bedrohungen der Zukunft vorbereitet zu sein.»
Besonders in den technischen Bereichen soll aufgestockt werden. Die Einführung der F-35-Tarnkappenbomber und neuer Drohnensysteme erfordert hochspezialisiertes Personal. «Wir suchen nicht nur Piloten, sondern vor allem IT-Spezialisten und Ingenieure», erklärt Luftwaffeninspekteur General Ingo Gerhartz.
Als ich vor einigen Jahren die Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn besuchte, waren viele Stellen unbesetzt. Die Technikerhallen wirkten fast verwaist, einige Flugzeuge standen mangels Wartungspersonal am Boden. Das soll sich nun grundlegend ändern.
Die Rekrutierung stellt jedoch eine immense Herausforderung dar. Angesichts des Fachkräftemangels konkurriert die Luftwaffe mit der freien Wirtschaft. Ein neues Anreizsystem mit Prämien und verbesserten Arbeitsbedingungen soll helfen. Zudem plant die Bundeswehr eine großangelegte Werbekampagne an Schulen und Universitäten.
Was bedeutet dieser Ausbau für Deutschland und Europa? Die Stärkung der Luftwaffe ist ein deutliches Signal der Abschreckung. Gleichzeitig wirft sie Fragen auf: Woher sollen die qualifizierten Kräfte kommen? Und wird der politische Wille auch dann noch bestehen, wenn die aktuellen Krisen an Aufmerksamkeit verlieren?