Der Mainkai in Frankfurt bleibt auch diesen Sommer teilweise gesperrt, allerdings mit einem neuen Konzept. Statt einer durchgehenden autofreien Zone soll die Uferstraße nur für größere Veranstaltungen temporär gesperrt werden. Diese Entscheidung der Stadt sorgt bei vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern für gemischte Gefühle.
Die Mainuferstraße war bereits zwischen 2019 und 2020 für ein Jahr vollständig für den Autoverkehr gesperrt – ein Experiment, das heftige Debatten auslöste. «Wir haben aus den Erfahrungen gelernt», erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert. «Diesmal wollen wir einen pragmatischeren Ansatz wählen, der sowohl Verkehrsinteressen als auch den Wunsch nach urbanen Freiräumen berücksichtigt.»
Für vier große Veranstaltungen wird der Mainkai komplett gesperrt: das Museumsuferfest Ende August, das Mainfest im Juli sowie zwei weitere Stadtfeste. In dieser Zeit sollen Sitzgelegenheiten, Pop-up-Cafés und kulturelle Angebote die Aufenthaltsqualität am Fluss verbessern.
Anwohner der umliegenden Stadtteile reagieren unterschiedlich. «Als die Straße damals komplett dicht war, wurde der Verkehr einfach in unsere Wohngebiete verlagert», berichtet Maria Schneider aus Sachsenhausen. Gastronom Kemal Yilmaz hingegen hofft auf mehr Laufkundschaft während der Sperrungen: «Die Menschen flanieren gerne am Wasser, das merken wir sofort an unseren Umsätzen.»
Ich habe in den letzten Jahren viele Städte besucht, die ihre Flussufer umgestaltet haben. In Hamburg, meiner Heimatstadt, ist die Hafencity ein Beispiel dafür, wie attraktiv wassernahe Flächen sein können, wenn sie nicht vom Autoverkehr dominiert werden.
Die aktuelle Lösung ist offenbar ein Kompromiss zwischen verschiedenen Interessen. Ob dieses Konzept langfristig trägt oder nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zu einer umfassenderen Neugestaltung des Frankfurter Mainufers ist, bleibt abzuwarten. Die Frage, wie viel Platz dem Auto in unseren Innenstädten noch zugestanden werden sollte, wird die Stadtgesellschaft weiter beschäftigen.