Die Stimmung bei der CSU ist angespannt. Auf dem Parteitag in München erhielt Parteichef Markus Söder am Wochenende mit 96,5 Prozent sein bisher schwächstes Ergebnis als Vorsitzender. Für einen Politiker, der ohne Gegenkandidaten antritt, ist das ein deutliches Signal. 87 von 89 gültigen Stimmen – eine Zahl, die in der Partei für Gesprächsstoff sorgt.
In meinen fast zwanzig Jahren politischer Berichterstattung habe ich selten erlebt, dass Delegierte so offen über ihre Unzufriedenheit sprechen. «Die Kommunikation zwischen Parteibasis und Spitze muss besser werden», sagte mir ein langjähriger CSU-Funktionär aus Niederbayern am Rande des Parteitags. Das Ergebnis spiegelt die wachsende Kritik an Söders Führungsstil wider.
Dabei steht die CSU vor enormen Herausforderungen. Die Landtagswahl 2023 brachte mit 37 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1950. Die AfD erreichte in Bayern 14,6 Prozent – ein historischer Höchstwert. «Wir müssen die Sorgen der Menschen wieder ernst nehmen und konservative Werte glaubwürdiger vertreten», forderte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern, dem Koalitionspartner der CSU.
In seiner Rede betonte Söder die Geschlossenheit der Partei, doch im Münchner Messezentrum waren die feinen Risse spürbar. Besonders die Debatte um den Kanzlerkandidaten der Union belastet das Verhältnis zur Schwesterpartei CDU. Söder hatte seine Ambitionen zuletzt zurückgestellt, doch viele Delegierte wünschen sich ihn weiterhin als Kandidaten.
Was bedeutet das für Bayern und die Bundespolitik? Die CSU steht am Scheideweg. Der Parteitag zeigt: Selbst in der eigenen Partei muss Söder um Vertrauen kämpfen. Ein Umstand, der die politische Landschaft in Bayern verändern könnte.