In Gießen sind gestern Abend Proteste gegen einen Kongress der AfD-Jugendorganisation «Junge Alternative» außer Kontrolle geraten. Rund 3.500 Menschen demonstrierten gegen die als rechtsextremistisch eingestufte Organisation. Als einige Demonstranten versuchten, Polizeisperren zu durchbrechen, eskalierte die Situation. Mindestens sieben Beamte wurden verletzt.
«Die Stimmung war von Anfang an aufgeheizt», berichtet ein Polizeisprecher. Vermummte Personen warfen Steine und Flaschen auf Einsatzkräfte. Die Polizei setzte Pfefferspray ein und nahm mehrere Personen fest. Die Hessenschau berichtete von brennenden Mülltonnen und Sachbeschädigungen in der Innenstadt.
Der umstrittene Kongress der «Jungen Alternative» findet trotz der Proteste in den Hessenhallen statt. Das Verwaltungsgericht hatte einen Eilantrag der Stadt Gießen gegen die Veranstaltung abgelehnt. Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher zeigte sich enttäuscht: «Wir respektieren die richterliche Entscheidung, stehen aber klar gegen rechtsextreme Ideologien.»
Als ich am frühen Abend vor Ort war, traf ich auf viele friedliche Demonstranten, die mit kreativen Plakaten gegen Rechtsextremismus protestierten. Darunter waren Familien mit Kindern, Studierende und ältere Menschen. Eine Seniorin sagte mir: «Wir haben aus der Geschichte gelernt und müssen früh aufstehen gegen rechte Hetze.»
Die Ereignisse in Gießen zeigen, wie tief die gesellschaftliche Spaltung mittlerweile reicht. Während die meisten Demonstranten friedlich blieben, nutzen einige den Protest für Gewalt. Für heute sind weitere Kundgebungen angekündigt. Die Polizei hat ihre Präsenz verstärkt. Bleibt die Frage: Wie können wir politische Differenzen austragen, ohne dass sie in Gewalt münden?