Die Sonne scheint auf den Wochenmarkt am Vinckeplatz, während Matthias Herrmann seinen Espresso genießt. Seit zwölf Jahren lebt der Fotograf im Dortmunder Kreuzviertel. Für ihn ist dieses Viertel mehr als nur ein Wohnort – es ist ein urbanes Dorf mit besonderem Charme. „Das Kreuzviertel ist wie eine kleine Stadt in der Stadt«, sagt der 58-Jährige, der die kurzen Wege und die Lebendigkeit des Viertels schätzt.
Die Zahlen sprechen für sich: Auf nur 1,05 Quadratkilometern leben hier rund 14.000 Menschen. Das Viertel mit seinen Gründerzeitbauten und dem historischen Flair zieht vor allem junge Familien und Kreative an. Die Mieten sind in den letzten Jahren gestiegen, ein deutliches Zeichen für die Beliebtheit des Quartiers.
Herrmann, der ursprünglich aus dem Sauerland stammt, hat in dem Viertel sein zweites Zuhause gefunden. „Am liebsten sitze ich an der Kreuzung Arneckestraße/Neuer Graben und beobachte das Leben», erzählt er. Die Mischung aus Wohngebiet, Gastronomie und kleinen Geschäften macht für ihn den Reiz aus.
Besonders die Cafés wie das Frollein Bröschen oder das Café Erdmann haben sich zu beliebten Treffpunkten entwickelt. Die Bäckerei Kanne, eine Institution im Viertel, kennt fast jeder Dortmunder. „Hier trifft man ständig Bekannte, selbst wenn man nur kurz einkaufen geht», bemerkt Herrmann mit einem Schmunzeln.
Als ich Herrmann im Spätsommerlicht beobachte, wird mir klar, was das Kreuzviertel von anderen Stadtteilen unterscheidet: Es ist diese besondere Mischung aus urbaner Dichte und dörflicher Gemeinschaft, die ich in meinen Jahren als Reporterin selten so authentisch erlebt habe.
Doch nicht alles ist perfekt. „Die Parkplatzsituation ist eine Katastrophe», gibt Herrmann zu bedenken. Auch die zunehmende Gentrifizierung bereitet manchen Sorgen. Die Frage bleibt: Wie kann das Viertel seinen Charme bewahren, ohne die langjährigen Bewohner zu verdrängen? Vielleicht liegt die Antwort in genau dem, was Herrmann so schätzt – der lebendigen Gemeinschaft, die ihr Viertel aktiv mitgestaltet.