In Frankfurt erleben Medikamente eine ungewöhnliche Reise um die Welt. Vom Flughafen aus werden täglich Tausende Arzneimittel in entfernte Länder transportiert – von lebenswichtigen Impfstoffen bis zu sensiblen Krebsmedikamenten. Allein im vergangenen Jahr wurden über 120.000 Tonnen Pharmaprodukte umgeschlagen. Die Herausforderung: Viele Medikamente müssen konstant zwischen zwei und acht Grad gekühlt werden.
Hinter den Kulissen des größten Pharmadrehkreuzes Europas arbeiten Spezialisten rund um die Uhr. «Ein einziger Temperaturausreißer kann ein Medikament im Wert von mehreren Millionen Euro unbrauchbar machen», erklärt Thorsten Schmidt, Leiter des Pharmazentrums der Lufthansa Cargo. Die Präzision erinnert an ein Schweizer Uhrwerk.
Die Kühlkette darf nie unterbrochen werden. In speziellen Thermobehältern, sogenannten Coolcontainern, werden die Medikamente transportiert. Einige müssen sogar bei minus 70 Grad gelagert werden – eine Temperatur, die kälter ist als in der Antarktis.
Als ich vor Jahren erstmals einen dieser Container öffnete, war ich überrascht vom dichten Nebel, der herausquoll – wie in einem Science-Fiction-Film. Die Feuchtigkeit der Luft gefror beim Kontakt mit der Kälte sofort.
Die Sicherheitsmaßnahmen sind ebenso beeindruckend. «Wir behandeln manche Sendungen wie Diamanten», sagt Ralf Möller von der Flughafensicherheit. Mehrfache Kontrollen, GPS-Tracker und Zugangsbeschränkungen gehören zum Standard. Besonders während der Corona-Pandemie hat Frankfurt seine Rolle als internationaler Medikamentenumschlagplatz unter Beweis gestellt.
Für die Rhein-Main-Region bedeutet das Pharma-Drehkreuz mehr als nur Arbeitsplätze. Es sichert auch die schnelle Verfügbarkeit von Notfallmedikamenten. Was in Hamburg verschrieben wird, hat vielleicht seinen Weg über Frankfurt genommen. Eine kleine Erinnerung daran, wie vernetzt unsere Welt geworden ist – selbst wenn es um die Pillen in unserem Badezimmerschrank geht.