In Deutschland klagen Bürger, Unternehmen und Behörden seit Jahren über zu viel Bürokratie. Nun hat die Bundesregierung ein digitales Meldeportal gestartet, um konkrete Probleme zu erfassen. Auf der Plattform «Einfach Machen» können Betroffene seit gestern ihre Erfahrungen mit übermäßiger Bürokratie melden. Innerhalb der ersten 24 Stunden gingen bereits über 500 Meldungen ein – die meisten aus dem Bereich Steuern und Finanzen.
Die Hindernisse im Alltag der Deutschen sind vielfältig: aufwändige Antragsverfahren, lange Wartezeiten, widersprüchliche Formulare. «Wir wollen nicht nur reden, sondern handeln», betont Bundesjustizminister Marco Buschmann. «Mit diesem Portal holen wir die Expertise direkt von denen, die tagtäglich mit den Problemen konfrontiert sind.»
In Hamburg habe ich gestern mit Petra Müller gesprochen, die ein kleines Café betreibt. «Ich verbringe jeden Monat mindestens drei volle Tage nur mit Papierkram», erzählt sie kopfschüttelnd. «Zeit, die mir für mein eigentliches Geschäft fehlt.»
Die Eingaben auf dem Portal werden von einem Team aus Verwaltungsexperten gesichtet und priorisiert. Besonders häufig genannte Probleme sollen zuerst angegangen werden. Laut einer Studie des Nationalen Normenkontrollrats kostet Bürokratie die deutsche Wirtschaft jährlich rund 55 Milliarden Euro.
Als ich vor fünf Jahren über die Bürokratielasten in Baden-Württemberg berichtete, hörte ich ähnliche Klagen. Damals blieben konkrete Verbesserungen aus. Wird es diesmal anders?
Die Bundesregierung verspricht, bis Mitte nächsten Jahres erste Maßnahmen umzusetzen. «Der Erfolg wird sich daran messen lassen, ob wir im Alltag tatsächlich Erleichterungen spüren», sagt Wirtschaftsexpertin Dr. Claudia Weber. Die Frage bleibt: Kann ein digitales Portal die analogen Probleme der deutschen Bürokratie wirklich lösen?