Als Angela Merkel gestern nach München kam, standen die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Messegelände auf Hochtouren. Die ehemalige Bundeskanzlerin besuchte einen Kongress der europäischen Verteidigungsindustrie, bei dem über die Zukunft der Rüstungsproduktion in Zeiten multipler Krisen diskutiert wurde. Nach Angaben der Veranstalter nahmen über 2000 Entscheidungsträger teil – so viele wie nie zuvor.
Die Stimmung vor Ort war angespannt, aber fokussiert. «Die geopolitische Lage zwingt uns zum Umdenken», erklärte Merkel in ihrer Rede, die ich aus dem hinteren Teil des Saals verfolgte. Zwischen den Messeständen von Rüstungsunternehmen diskutierten Politiker und Industrie über verstärkte europäische Zusammenarbeit. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter betonte: «Unsere Stadt ist nicht nur Technologiestandort, sondern übernimmt auch Verantwortung für Europas Sicherheitsarchitektur.»
Auffällig war der Wandel im Ton der Debatte. Wo früher über Exportbeschränkungen gesprochen wurde, geht es heute um Lieferketten und Produktionskapazitäten. Nach meiner Beobachtung hat sich der Wind gedreht – die Skepsis gegenüber der Branche weicht pragmatischen Überlegungen zur Versorgungssicherheit.
Ein Mitarbeiter eines bayerischen Zulieferbetriebs, der ungenannt bleiben wollte, verriet mir am Rande: «Wir können die Aufträge kaum bewältigen. Seit zwei Jahren arbeiten wir am Limit.» Die Herausforderung sei jetzt, qualifiziertes Personal zu finden und gleichzeitig nachhaltig zu produzieren.
Die Reaktionen in der Stadt sind gemischt. Während vor dem Messegelände etwa 200 Menschen friedlich gegen «Aufrüstungspolitik» demonstrierten, zeigten Umfragen der LMU München, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Stärkung der Verteidigungsindustrie mittlerweile befürwortet.
Was bleibt von Merkels Besuch? Sicher mehr als nur symbolische Politik. München positioniert sich als Drehscheibe der europäischen Sicherheitspolitik – und die ehemalige Kanzlerin bleibt auch nach ihrer Amtszeit eine gefragte Stimme. Die Debatte um Aufrüstung und Friedenssicherung wird uns noch lange begleiten.