Der Auftritt des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz bei einer Veranstaltung in Berlin endete gestern Abend mit einem unerwarteten Eklat. Dutzende Zuschauer verließen demonstrativ den Saal, als Merz erneut seine umstrittenen Aussagen zur Integration von Migranten wiederholte. Die Szene wurde von mehreren Anwesenden auf Video festgehalten und verbreitete sich rasch in sozialen Netzwerken.
Als der CDU-Chef seine bekannte Position zu «kleinen Paschas» in Schulen und mangelnder Integrationsbereitschaft ansprach, erhoben sich etwa 30 Personen und gingen. Der Protest verlief stumm, aber sichtbar. Nach meiner Beobachtung bei ähnlichen Veranstaltungen zeigt dies eine neue Qualität der Polarisierung in der Integrationsdebatte.
«Diese Reaktion war zu erwarten», sagte Prof. Maria Weber vom Berliner Institut für Migrationsforschung. «Merz› Aussagen werden von vielen Menschen mit Migrationsgeschichte als pauschale Stigmatisierung empfunden.» Die Veranstalter selbst äußerten sich überrascht über den Protest. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, ebenfalls anwesend, betonte später die Notwendigkeit einer «differenzierten Debatte ohne Schubladendenken».
Merz selbst reagierte zunächst irritiert, setzte seine Rede aber unbeirrt fort. Nach dem Vorfall sprachen Teilnehmer von einer «verpassten Chance zum Dialog». Die Szene zeigt, wie tief die Gräben in der Diskussion um Integration inzwischen sind – und wie schwer es sein wird, diese in einer zunehmend aufgeheizten politischen Landschaft zu überwinden.