In Frankfurt herrscht Unruhe unter mittelständischen Exporteuren. Die von Donald Trump angekündigten US-Strafzölle könnten die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. CDU-Chef Friedrich Merz warnte gestern vor «massiven Auswirkungen» auf Arbeitsplätze in Deutschland, sollten die USA tatsächlich Importzölle von 20 Prozent oder mehr erheben.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund 9 Prozent aller deutschen Exporte gehen in die USA – im Wert von etwa 158 Milliarden Euro jährlich. «Das könnte uns wirklich ins Mark treffen», so Merz bei einer Wirtschaftsveranstaltung in Berlin. Besonders die Automobil- und Maschinenbaubranche, Deutschlands industrielle Kronjuwelen, stünden unter Druck.
Vor allem der Mittelstand bereitet mir Sorgen. Bei einem Besuch bei einem Autozulieferer in Düsseldorf letzte Woche spürte ich die Verunsicherung deutlich. «Wir kalkulieren bereits mit Mehrkosten von 15 Prozent für unsere US-Exporte», erklärte mir der Geschäftsführer. Das können viele Betriebe nicht stemmen.
Die Industrie- und Handelskammer rechnet mit einem möglichen Exportrückgang von bis zu 30 Prozent in die USA. Für ein exportorientiertes Land wie Deutschland wäre das ein herber Schlag. Die Bundesregierung hat bisher keine klare Strategie präsentiert, wie sie auf diese Bedrohung reagieren will.
Meine Beobachtung nach 15 Jahren Wirtschaftsberichterstattung: Die deutsche Wirtschaft hat zwar schon viele Krisen gemeistert, aber die Kombination aus Energiekrise, Fachkräftemangel und nun drohenden Handelshürden könnte zu einer gefährlichen Abwärtsspirale führen.
Was bedeutet das für den Normalbürger? Zunächst könnten Arbeitsplätze in exportorientierten Unternehmen gefährdet sein. Langfristig droht ein Wohlstandsverlust für breite Bevölkerungsschichten. Die Politik muss jetzt handeln – mit einer Wirtschaftsdiplomatie, die unsere Interessen vertritt, ohne in einen zerstörerischen Handelskrieg zu schlittern. Freihandel ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Diese Erkenntnis sollte uns alle wachrütteln.