Die Schockwellen nach dem Messerangriff am Jungfernstieg sind in ganz Hamburg zu spüren. Gestern Abend wurde ein 24-jähriger Mann durch mehrere Messerstiche schwer verletzt. Der Vorfall ereignete sich gegen 21 Uhr im Herzen der Innenstadt, wo sich trotz des regnerischen Wetters zahlreiche Menschen aufhielten. Nach Angaben der Polizei schwebt das Opfer nicht in Lebensgefahr.
Als ich heute Morgen am Tatort war, zeigten abgesperrte Bereiche und Polizeipräsenz, wie ernst die Lage genommen wird. «Wir haben unmittelbar nach der Tat mehrere Tatverdächtige festnehmen können», erklärte Polizeisprecher Florian Abbenseth. Die Hintergründe der Auseinandersetzung sind noch unklar, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Der Jungfernstieg, einst Symbol für Hamburgs weltoffenen Charme, wird zunehmend mit Gewaltvorfällen in Verbindung gebracht. Seit Jahren beobachte ich als Reporterin, wie das Sicherheitsgefühl der Hamburger an diesem zentralen Ort schwindet. Eine Passantin, die anonym bleiben möchte, brachte es auf den Punkt: «Man überlegt sich zweimal, ob man abends hier lang geht.«
Die Polizei hat ihre Präsenz in der Innenstadt bereits verstärkt. Videoüberwachung und regelmäßige Kontrollen sollen die Situation verbessern. Doch die tieferen Ursachen für die zunehmende Gewalt bleiben oft im Dunkeln. Sozialarbeiter wie Markus Weber vom Straßenkinder e.V. sehen eine Mischung aus sozialer Perspektivlosigkeit und Gruppendynamik als Treiber.
Wie kann eine Stadt wie Hamburg, die sich ihrer Weltoffenheit rühmt, solche Gewaltausbrüche verhindern? Die Antwort liegt wohl nicht allein bei mehr Polizei, sondern erfordert ein Zusammenspiel aus Prävention, sozialer Arbeit und konsequenter Strafverfolgung. Für die Hamburger bleibt zu hoffen, dass ihr Jungfernstieg bald wieder ein Ort wird, an dem man sich ohne Angst begegnen kann.