Nach dem schockierenden Angriff in einer Dresdner Straßenbahn hat sich der mutmaßliche Haupttäter der Polizei gestellt. Der 29-jährige Mann meldete sich gestern Abend freiwillig bei den Ermittlern, nachdem die Fahndung nach ihm intensiviert wurde. Bei dem Vorfall am vergangenen Sonntag wurden drei Menschen durch Messerstiche verletzt, einer davon schwer.
Die Tat ereignete sich in einer voll besetzten Straßenbahn der Linie 3, als eine Gruppe von vier Männern mit einem anderen Fahrgast in Streit geriet. «Die Situation eskalierte innerhalb von Sekunden», berichtet ein Augenzeuge, der anonym bleiben möchte. «Plötzlich zog einer ein Messer.» Die Polizei wertet derzeit Videoaufnahmen aus der Überwachungskamera aus, die den Tathergang dokumentieren.
Anwohner im betroffenen Stadtteil zeigen sich beunruhigt. «Das hätte jedem passieren können», sagt eine 67-jährige Dresdnerin, die täglich mit der Straßenbahn fährt. Die Polizei hat ihre Präsenz im öffentlichen Nahverkehr verstärkt, wie Polizeisprecher Thomas Geithner mitteilte. «Wir nehmen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich beobachtet, wie Vorfälle dieser Art das Sicherheitsgefühl in einer Stadt nachhaltig beeinflussen können. Nach der Wende galt Dresden lange als eine der sichersten Großstädte Deutschlands – ein Image, das durch solche Vorfälle Kratzer bekommt.
Der mutmaßliche Täter wird heute dem Haftrichter vorgeführt. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat und zu den drei weiteren Beteiligten laufen auf Hochtouren. Was bleibt, ist die Frage: Wie können wir den öffentlichen Raum wieder sicherer machen – ohne dabei unsere offene Gesellschaft aufzugeben?