Die Stimmung am Hamburger Hauptbahnhof ist angespannt. Nach der jüngsten Messerattacke, bei der ein 22-jähriger Mann schwer verletzt wurde, wächst die Sorge um die Sicherheit an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Norddeutschlands. Täglich passieren über 500.000 Menschen den Bahnhof – viele von ihnen fühlen sich zunehmend unwohl.
«Ich nehme mittlerweile lieber einen Umweg in Kauf», erzählt Anwohnerin Petra Müller (56), die seit 15 Jahren in Bahnhofsnähe wohnt. Die Veränderung sei spürbar. Auch Pendler Marco Lehmann nickt zustimmend: «Besonders abends meide ich bestimmte Bereiche.»
Die Polizei hat ihre Präsenz deutlich verstärkt. Seit dem Sicherheitskonzept von 2022 sind durchschnittlich 30 Prozent mehr Beamte vor Ort. Dennoch stieg die Zahl der gemeldeten Gewaltdelikte im vergangenen Jahr um fast ein Viertel.
Als ich gestern durch die Haupthalle ging, konnte ich die Spannung förmlich spüren. Wo früher Reisende entspannt auf ihre Züge warteten, herrscht heute oft hektische Wachsamkeit. Vor allem der offene Drogenkonsum und aggressive Bettler sorgen für Unbehagen.
Hamburgs Innensenator Andy Grote sieht das Problem: «Wir arbeiten an einer umfassenden Lösung, die sowohl Sicherheitsaspekte als auch soziale Hilfsangebote umfasst.» Ein neues Sicherheitskonzept soll noch vor dem Sommer vorgestellt werden.
Experten wie Kriminologe Thomas Weber von der Universität Hamburg betonen: «Reine Polizeipräsenz löst die tieferliegenden sozialen Probleme nicht.» Sozialverbände fordern mehr niedrigschwellige Hilfsangebote.
Der Hauptbahnhof bleibt ein Brennpunkt, an dem sich gesellschaftliche Probleme wie unter einem Brennglas bündeln. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, Sicherheit zu gewährleisten, ohne die sozial Schwächsten zu verdrängen. Hamburg muss sich dieser Gratwanderung stellen – sonst bleibt die Angst im Alltag vieler Bürger bestehen.