Die Polizei in Essen fordert eine Ausweitung der waffenfreien Zonen im Stadtgebiet. Nach den ersten Erfahrungen mit dem Messerverbot am Hauptbahnhof und im Umfeld der Alten Synagoge zeigt sich: Die punktuellen Verbote allein reichen nicht aus, um die steigende Zahl der Messerangriffe einzudämmen. Laut aktueller Kriminalstatistik wurden in Essen im vergangenen Jahr 128 Fälle registriert, bei denen Menschen mit Messern verletzt wurden – ein Anstieg um 14 Prozent.
«Wir sehen deutliche Verdrängungseffekte», erklärt Polizeipräsident Andreas Schmidt. Die Täter würden einfach in angrenzende Bereiche ausweichen. Das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger habe sich zwar in den Verbotszonen verbessert, aber die Problematik verschiebe sich nur.
Bei meinen Gesprächen mit Essener Geschäftsleuten wird die Ambivalenz deutlich. «Die verstärkten Kontrollen am Hauptbahnhof waren überfällig», sagt Kioskbetreiberin Martina Weber, «aber jetzt haben wir drei Straßen weiter mehr Probleme als vorher.»
Innenminister Herbert Reul unterstützt die Forderung nach Ausweitung: «Messer haben in unseren Innenstädten nichts zu suchen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass waffenfreie Zonen ein wichtiger Baustein für mehr Sicherheit sind.»
Die Stadt Essen plant nun, das Waffenverbot auf weitere Brennpunkte auszudehnen. Kritiker wie der Kriminologe Prof. Thomas Klein warnen jedoch: «Ohne begleitende präventive Maßnahmen bleibt es bei einer Symptombekämpfung.» Besonders die Arbeit mit jugendlichen Intensivtätern müsse verstärkt werden.
Als ich gestern über den Kennedyplatz ging, beobachtete ich eine Polizeikontrolle. Die Routine, mit der einige Jugendliche ihre Messer abgaben, war erschreckend. Echte Sicherheit entsteht erst, wenn wir die Ursachen für diese Bewaffnung verstehen und angehen. Die Ausweitung der Verbotszonen kann nur ein Anfang sein.