In München hat der Guide Michelin gestern Abend eine kulinarische Sensation verkündet: Das Restaurant «Tohru in der Schreiberei» von Spitzenkoch Tohru Nakamura wurde mit drei Sternen ausgezeichnet. Damit hat München nun zwei Dreisterne-Restaurants – neben dem bereits seit 2017 mit dieser Höchstwertung dekorierten «Atelier» im Hotel Bayerischer Hof. Insgesamt verfügt die bayerische Landeshauptstadt nun über 14 mit Michelin-Sternen prämierte Lokale.
Nakamuras Küche gilt als einzigartige Fusion aus japanischen Einflüssen und europäischen Traditionen. «Diese Auszeichnung ist eine unglaubliche Ehre, vor allem für mein gesamtes Team, das jeden Tag so hart arbeitet», sagte der 41-jährige Nakamura nach der Preisverleihung. Der Gastronom mit japanisch-deutschen Wurzeln hatte sein Restaurant erst 2022 eröffnet, nachdem er zuvor im «Geisels Werneckhof» bereits zwei Michelin-Sterne erkocht hatte.
In der Münchner Gastroszene löste die Nachricht Begeisterung aus. «Diese Auszeichnung stärkt den Ruf Münchens als Spitzengastronomie-Standort enorm», erklärt Gregor Lemke, Vorsitzender des Münchner Vereins der Gastronomen. Die städtische Tourismusbranche hofft nun auf zusätzliche Gäste aus dem In- und Ausland.
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch bei Nakamura vor sechs Jahren. Seine Präzision und gleichzeitig emotionale Verbindung zur Küche waren schon damals beeindruckend. Als Münchnerin mit journalistischem Fokus auf Kulturthemen habe ich seine Entwicklung mit Interesse verfolgt.
Während die Sterne-Gastronomie boomt, kämpfen viele einfache Lokale in der Stadt mit steigenden Kosten. «Der Kontrast zwischen kulinarischem Luxus und alltäglicher Esskultur wird in München immer deutlicher», beobachtet Soziologe Dr. Martin Reichert von der LMU München. Die Frage bleibt: Wie lässt sich exzellente Küche erhalten, ohne dass sie zum Privileg weniger wird?