In Erfurt erreichen die Mietpreise neue Rekordwerte. Mit durchschnittlich 9,50 Euro pro Quadratmeter liegt die Landeshauptstadt an der Spitze Thüringens, wie der aktuelle Mietspiegel zeigt. Für viele Familien wird die Wohnungssuche zum finanziellen Kraftakt. Besonders in zentrumsnahen Stadtteilen wie dem Brühl oder der Krämpfervorstadt sind die Preise innerhalb eines Jahres um bis zu 12 Prozent gestiegen.
Die Zahlen spiegeln einen landesweiten Trend wider. In Jena zahlen Mieter durchschnittlich 9,30 Euro, in Weimar 8,80 Euro pro Quadratmeter. «Wir beobachten eine zunehmende Verdrängung einkommensschwacher Haushalte aus den Innenstädten«, erklärt Thomas Müller vom Mieterschutzbund Thüringen. Ein Problem, das sich verschärft, da gleichzeitig die Baukosten steigen und zu wenig neue Wohnungen entstehen.
In den kleinen Gemeinden rund um Erfurt zeigt sich ein anderes Bild. Hier bleiben die Mieten mit durchschnittlich 6,70 Euro vergleichsweise stabil. Doch der Wegzug hat Folgen. «Unsere Grundschule in Elxleben kämpft mit sinkenden Schülerzahlen», berichtet Bürgermeisterin Christine Weber. Die Infrastruktur leidet.
Besonders betroffen sind auch öffentliche Einrichtungen. Die Polizeidirektion Mittelthüringen meldet Schwierigkeiten, neue Beamte zu gewinnen. «Viele lehnen die Versetzung ab, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden«, so Polizeisprecher Dirk Löther.
Die Wohnungsnot könnte zum sozialen Sprengstoff werden. Der Stadtrat Erfurt diskutiert nun eine Milieuschutzsatzung für besonders betroffene Viertel. Ob das reicht? In meinen zwanzig Jahren als Journalistin habe ich selten eine so angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt erlebt. Die soziale Mischung, die Thüringens Städte lebenswert macht, steht auf dem Spiel.