In den fünf größten deutschen Städten gibt es noch immer zu wenige Mietwohnungen. Die Suche wird für Menschen mit geringem Einkommen zum Albtraum. Eine neue Studie des Analysehauses Empirica zeigt: Die Mieten steigen langsamer, aber der Wohnraum bleibt knapp. Für Normalverdiener wird es immer schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden.
Laut Empirica-Analyse sind die Mietpreise zuletzt etwas schwächer gestiegen – in Berlin um 3,9 Prozent, in Hamburg um 3,1 Prozent. Nach Jahren mit teils zweistelligen Steigerungsraten mag das wie eine Entspannung wirken. Doch die Realität sieht anders aus.
«Die Wohnungsmärkte in den Metropolen bleiben extrem angespannt«, sagt Wohnungsmarktexperte Jan Grade. «Was wir sehen, ist keine Entspannung, sondern eine Verschiebung: Die Menschen weichen ins Umland aus, weil sie sich die Innenstädte nicht mehr leisten können.»
In München, wo die Lage besonders dramatisch ist, müssen Mieter für eine durchschnittliche Wohnung mehr als 20 Euro pro Quadratmeter zahlen. Als Journalistin, die jahrelang in Baden-Württemberg gearbeitet hat, beobachte ich: Die soziale Entmischung in den Städten schreitet voran.
Ein beunruhigender Trend zeigt sich bei den Neuvertragsmieten. Wer umziehen muss, zahlt oft 30 bis 40 Prozent mehr als der Vormieter. Für eine Familie mit Kindern kann das schnell zur existenziellen Frage werden.
«Der Mietmarkt funktioniert nicht mehr, wenn immer mehr Menschen keinen bezahlbaren Wohnraum finden», erklärt Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten. Die Bundesregierung hat ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr deutlich verfehlt. Im vergangenen Jahr wurden nur rund 270.000 Wohnungen fertiggestellt.
Angesichts steigender Baukosten und Zinsen dürfte sich die Lage weiter verschärfen. Experten fordern mehr sozialen Wohnungsbau und eine Reform der Mietpreisbremse. Die Frage bleibt: Wie lange können wir uns leisten, diese Krise zu ignorieren?