Die deutsche Mindestlohnkommission wird heute über mögliche Anpassungen beraten. Zentrale Frage: Kommt der 15-Euro-Mindestlohn bis 2026? Die Gewerkschaften fordern die deutliche Erhöhung des aktuellen Mindestlohns von 12,41 Euro. Für rund 6 Millionen Beschäftigte könnte diese Entscheidung spürbare Auswirkungen haben. In Hamburg spüre ich bei Gesprächen mit Betroffenen große Erwartungen.
Die Ampel-Koalition hatte ursprünglich einen Mindestlohn von 12 Euro versprochen – und diesen 2022 auch umgesetzt. Doch seitdem sind die Lebenshaltungskosten stark gestiegen. «Mit dem aktuellen Mindestlohn kommen viele Menschen trotz Vollzeitarbeit kaum über die Runden», sagt Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Die Arbeitgeberverbände warnen hingegen vor negativen Folgen einer zu starken Erhöhung. «Bei 15 Euro drohen insbesondere in strukturschwachen Regionen Arbeitsplatzverluste», argumentiert Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.
Ein Blick in meine Recherchen in Baden-Württemberg zeigt: Viele kleine Betriebe stehen unter Druck. «Wir wollen faire Löhne zahlen, aber irgendwann geht die Rechnung nicht mehr auf», erzählte mir ein Bäckermeister aus Freiburg letzte Woche.
Der Weg zu 15 Euro erscheint politisch steinig. Die FDP bremst, während SPD und Grüne drängen. Wie mir ein Ministeriumsmitarbeiter vertraulich mitteilte: «Es wird auf einen Kompromiss hinauslaufen – wahrscheinlich zwischen 13,50 und 14 Euro.»
Für viele Menschen macht dieser Euro mehr oder weniger den Unterschied zwischen Auskommen und Abgehängtsein. Die Frage bleibt: Kann Deutschland sich einen höheren Mindestlohn leisten – oder vielmehr: Kann es sich leisten, darauf zu verzichten?