In der Münchner S-Bahn eskalierte gestern Abend eine Situation, nachdem ein 26-jähriger Mann wiederholt und grundlos den Notruf in einer S2 betätigte. Zwischen Marienplatz und Rosenheimer Platz löste der alkoholisierte Mann aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck dreimal den Notruf aus, was zu erheblichen Verspätungen im S-Bahn-Verkehr führte. Die Bundespolizei berichtet, dass rund 5.300 Reisende von den Verzögerungen betroffen waren.
Als Beamte der Bundespolizei den Mann am Ostbahnhof zur Rede stellten, wurde er aggressiv. «Der Mann zeigte keinerlei Einsicht und beschimpfte die Einsatzkräfte mit obszönen Ausdrücken», erklärte ein Sprecher der Bundespolizei. Der Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,8 Promille.
Während meiner Jahre in der Berichterstattung über den öffentlichen Nahverkehr habe ich immer wieder beobachtet, wie der Missbrauch von Notrufen nicht nur erhebliche Kosten verursacht, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste beeinträchtigt. Besonders in München, wo das S-Bahn-Netz täglich von hunderttausenden Menschen genutzt wird, können solche Vorfälle schnell zu Kettenreaktionen führen.
Die Bundespolizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Missbrauchs von Notrufen und Beleidigung ein. Zudem muss der Mann mit einer Rechnung der Deutschen Bahn für die entstandenen Betriebsstörungen rechnen. Diese können leicht mehrere tausend Euro betragen.
Solche Vorfälle werfen die Frage auf, wie der Missbrauch von Sicherheitseinrichtungen wirksam verhindert werden kann, ohne deren Zugänglichkeit im echten Notfall einzuschränken. Schließlich können wenige Sekunden über Leben und Tod entscheiden, wenn es mal wirklich brennt.