Der Fall erschüttert die katholische Gemeinde in Düsseldorf-Gerresheim: Gegen einen 2019 verstorbenen Pfarrer wurden schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben. Mehrere Betroffene haben sich beim Erzbistum Köln gemeldet und berichten von sexuellen Übergriffen während seiner Amtszeit zwischen 1974 und 2017. Die Anschuldigungen betreffen seine Zeit als Pfarrer in St. Margareta, wo er über vier Jahrzehnte tätig war und hohes Ansehen genoss.
Die Gemeinde steht unter Schock. «Diese Vorwürfe treffen uns ins Mark», sagt der heutige Pfarrer Michael Dederichs, der die Nachricht am vergangenen Sonntag in allen Messen verkünden musste. Bei einer ersten Zusammenkunft der Gemeinde waren die Reaktionen gemischt. Manche können die Anschuldigungen nicht glauben, andere berichten von «einem komischen Gefühl», das sie schon immer in der Nähe des Geistlichen hatten.
Das Erzbistum Köln bestätigt die Einleitung einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung. Eine unabhängige Kommission wird die Vorwürfe prüfen. Die Betroffenen erhalten psychologische Unterstützung und können Anträge auf Anerkennungsleistungen stellen.
Was mich auf dem Gemeindetreffen besonders betroffen machte: Ein älterer Herr saß weinend in der Kirchenbank und flüsterte: «Ich habe ihm meine Kinder anvertraut.» Diese Erschütterung des Vertrauens scheint das Schlimmste zu sein.
Die Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Der verstorbene Pfarrer kann sich nicht mehr zu den Vorwürfen äußern. Die Gemeinde plant weitere Gesprächsangebote und eine transparente Aufklärung. «Wir müssen jetzt vor allem an die Betroffenen denken», betont Dederichs. Der Fall zeigt einmal mehr: Auch Jahrzehnte später ist es wichtig, dass Missbrauchsopfer gehört werden – selbst wenn die Beschuldigten nicht mehr leben.