In Stuttgart hat gestern ein mobiles Lehrschwimmbecken der Josef Wund Stiftung seinen Betrieb aufgenommen. Das 8×16 Meter große Becken im Schulhof der Elise-von-König-Gemeinschaftsschule ermöglicht nun täglich bis zu sechs Schulklassen den dringend benötigten Schwimmunterricht. Eine alarmierende Statistik der DLRG zeigt: Fast 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland können nicht sicher schwimmen.
«Das mobile Becken ist ein Glücksfall für unsere Stadt», erklärt Stuttgarts Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer bei der Eröffnung. Die Container-Konstruktion soll zwei Jahre bleiben, bevor sie weiterzieht. Für viele Schulen bedeutet dies eine enorme Entlastung, da lange Anfahrtswege zu entfernten Bädern entfallen und mehr Zeit fürs eigentliche Schwimmenlernen bleibt.
Die Josef Wund Stiftung trägt die Kosten von etwa 500.000 Euro für Transport und Aufbau sowie die laufenden Betriebskosten. «Wir wollen, dass jedes Kind schwimmen lernt», betont Stiftungsvorstand Christoph Palm. Die Nachfrage ist überwältigend: Alle verfügbaren Zeiten sind bereits für die kommenden zwei Jahre ausgebucht.
Als ich die ersten Drittklässler im Wasser beobachtete, erinnerte ich mich an meine Anfänge als Lokalreporterin in Baden-Württemberg, wo bereits damals der Mangel an Schwimmunterricht ein Thema war. Doch selten habe ich so strahlende Kinderaugen gesehen wie hier in Stuttgart-Degerloch.
Sportlehrerin Martina Weiß, die seit 15 Jahren unterrichtet, ist begeistert: «Die Kinder können sich jetzt viel besser konzentrieren. Früher waren sie nach der langen Busfahrt zum nächsten Bad oft schon erschöpft, bevor der eigentliche Unterricht begann.»
Die mobile Lösung könnte zum Vorbild für andere Städte werden. Während viele Kommunen mit maroden Schwimmbädern kämpfen, zeigt Stuttgart, dass kreative Ansätze funktionieren können. Bleibt zu hoffen, dass diese Initiative Schule macht – denn Schwimmen können ist keine Freizeitaktivität, sondern überlebenswichtig.