In Hamburg hat heute am Landgericht der Prozess gegen einen 52-jährigen Mann begonnen, der im Februar seine Ehefrau in ihrer gemeinsamen Wohnung in Groß Borstel mit über 30 Messerstichen getötet haben soll. Die 49-jährige Frau hatte kurz zuvor die Trennung eingeleitet. Nach der Tat stellte sich der Mann selbst der Polizei und gestand die Tat.
Der Fall erschüttert die Hansestadt. Vor dem Gerichtssaal versammelten sich heute Angehörige der Getöteten. «Ihr Tod hat eine Lücke gerissen, die niemand füllen kann», sagte eine Freundin unter Tränen. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen klassischen Fall von Femizid – eine Tötung, bei der Frauen aufgrund ihres Geschlechts zum Opfer werden. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 153 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet.
Der Angeklagte schwieg zu Prozessbeginn zu den Vorwürfen. Seine Verteidigerin kündigte jedoch an, dass er sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern wolle. Die Rechtsmedizinerin Dr. Katharina Weber berichtete von einem «außergewöhnlich brutalen Angriff» mit einem Küchenmesser. Die Verletzungen zeigten die Wucht der Emotionen.
Die gemeinsamen Kinder des Paares stehen unter Schock. «Die Kinder haben nicht nur ihre Mutter verloren, sondern praktisch auch ihren Vater», erklärte die Nebenklagevertreterin. Nachbarn aus dem sonst so ruhigen Stadtteil Groß Borstel zeigten sich fassungslos. Eine Anwohnerin, die ich am Rande des Prozesses traf, flüsterte: «Wir haben nie etwas gehört, keine Streitigkeiten, nichts.»
Die Verhandlung wirft ein Schlaglicht auf ein gesellschaftliches Problem, das oft im Verborgenen bleibt. Expert:innen fordern mehr Schutz für bedrohte Frauen und niedrigschwellige Hilfsangebote. Der Prozess wird voraussichtlich sechs Verhandlungstage dauern. Dem Angeklagten droht bei einer Verurteilung wegen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Bleibt die Frage: Wie können wir als Gesellschaft besser hinsehen, bevor es zu spät ist?