Die Sonne scheint über den Hamburger Michel, als sich gestern rund 2.000 Motorradfahrer zum traditionellen MOGO – dem Motorradgottesdienst – versammelten. Deutlich weniger als in früheren Jahren, als bis zu 35.000 Bikes die Hamburger Innenstadt füllten. Grund ist das neue Konzept: Statt einer großen Ausfahrt durch die City gab es erstmals einen Korso mit nur 100 ausgewählten Motorrädern.
«Wir wollten wieder mehr den Gottesdienst in den Fokus rücken», erklärt Pastor Lars Lemke, der selbst leidenschaftlicher Biker ist. Der MOGO steht seit 40 Jahren für die Verbindung von Glauben und Motorradkultur. Unter dem Motto «Freie Fahrt mit Gott» ging es dieses Jahr besonders um Zusammenhalt und Sicherheit.
Viele Teilnehmer zeigten sich zunächst skeptisch. «Ohne die große Ausfahrt fehlt etwas vom alten Spirit», meint Michael Bruns aus Norderstedt, der seit 15 Jahren dabei ist. Doch die Stimmung auf dem Kirchplatz war dennoch ausgelassen. Ich beobachte, wie Biker unterschiedlichster Couleur zusammenkommen – vom Rocker mit Kutte bis zur Familienmutter auf ihrer Honda.
Die Polizei Hamburg zeigte sich zufrieden mit dem neuen Konzept. «Die Verkehrsbeeinträchtigungen waren minimal, die Sicherheit deutlich erhöht», so Polizeisprecher Florian Weber. Auch die Umweltbelastung sei spürbar geringer gewesen.
Nach dem Gottesdienst fuhren die 100 ausgewählten Motorräder – darunter historische Maschinen und Elektrobikes – in einem symbolischen Korso über die Reeperbahn. Der Rest der Gemeinschaft traf sich zum Austausch bei Musik und Gesprächen auf dem Kirchplatz.
Ob das neue Konzept bleibt? «Wir werden die Rückmeldungen auswerten», sagt Lemke. «Tradition ist wichtig, aber manchmal braucht es Veränderung.» Die Diskussion darüber ist unter den Hamburger Bikern bereits in vollem Gange.