Die Hafenstadt feierte gestern trotz Regen und technischer Probleme ein maritimes Spektakel der Superlative. Als die «MSC Germany» im Hamburger Hafen getauft wurde, zeigte sich die wirtschaftliche Bedeutung des umstrittenen HHLA-Deals in vollem Glanz. Etwa 900 geladene Gäste erlebten die Taufe des 399 Meter langen Containerriesen, der künftig zwischen Europa und Asien verkehren wird.
Die Stimmung am Burchardkai schwankte zwischen Euphorie und gedämpfter Erwartung. Tonprobleme sorgten zunächst für Unruhe – die Ansprachen von MSC-Chef Soren Toft und Bürgermeister Peter Tschentscher waren kaum zu verstehen. «Dieses Schiff steht für unser Vertrauen und unsere Investition in Hamburg,» versicherte Toft später, als die Technik wieder funktionierte.
Die «MSC Germany» ist mehr als nur ein Schiff – sie symbolisiert den Einstieg des Schweizer Reedereigiganten beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Dieser Deal, der der Stadt 49,9 Prozent an der HHLA abringt, bleibt umstritten. Während MSC Ladungsmengen von einer Million Containern jährlich verspricht, fürchten Kritiker um Hamburgs Hafenautonomie.
Als ich durch die Menge ging, spürte ich die Ambivalenz. Hafenarbeiter blickten skeptisch, während Wirtschaftsvertreter die Champagnerkorken knallen ließen. Eine Szene, die ich in zwanzig Jahren Wirtschaftsberichterstattung immer wieder erlebt habe – Hafenstädte zwischen Tradition und Globalisierung.
Die imposante Kulisse mit Containerbrücken und Elbe konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Hamburg steht an einem Scheideweg. MSC will bis 2031 rund 450 Millionen Euro investieren. Ob dies den Hafen stärkt oder abhängiger macht, wird sich zeigen. Der Tag war jedenfalls ein Fest der Gegensätze – glanzvoller Champagner und harte Hafenarbeit, globale Wirtschaftsmacht und lokale Identität.